Am Handy tippende Finger.
Oberösterreich

Cybermobbing an Schulen: Linzer Beliebtheitsranking kein Einzelfall

Schüler:innen eines Linzer Gymnasiums wurden auf einer Website nach ihrer Beliebtheit gereiht. Die Schule leitete ein Ermittlungsverfahren ein, dem Verantwortlichen drohen nun bis zu zwei Jahre Haft.

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Serienjunkies erinnert diese Situation vielleicht an die amerikanische Fernsehserie „Gossip Girl“. Ein Jugendlicher erstellt eine Internetseite, auf der Schüler:innen bloßgestellt oder nach ihrer Beliebtheit gerankt werden. Ähnliches ist in Oberösterreich passiert: Für einen Schüler des Linzer Europagymnasium Auhof könnte die „Gossip Girl“-Experience nun sogar mit einer Haftstrafe enden. Zwei Stunden lang war eine Website mit einem Beliebtheitsranking online. Man fand dort Vor-, Nachnamen und Fotos von Schüler:innen, die nach ihrer Beliebtheit bewertet wurden.

Die Schuldirektion erstattete Anzeige, die Staatsanwaltschaft Linz ermittelt derzeit gegen eine Person sowie mehrere mögliche Beteiligte. Ermittelt wird wegen Verdachts des widerrechtlichen Zugriffs auf ein Computersystem, da man davon ausgeht, dass der Schüler die Fotos über seinen Schüler-Account von der Website der Schule heruntergeladen hat. Dem Verdächtigen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren.

„Gossip Girl Vienna“

Dieses Phänomen ist kein Einzelfall. profil hat sich unter Wiener Schüler:innen umgehört. Websites wie diese kennen die meisten auch aus ihrem Umfeld. Meist seien es jedoch keine Internetseiten, sondern Accounts auf Instagram oder TikTok, die von Jugendlichen geführt werden. Dort werden Geheimnisse ihrer Mitschüler:innen veröffentlichen oder unvorteilhafte, heimlich aufgenommene Fotos gepostet. Gibt man „Gossip Girl Vienna“ oder den Namen einer bestimmten Schule in den Instagram- oder TikTok-Suchleisten ein, wird man schnell fündig. Einige dieser Accounts sind seit mehreren Jahren bereits inaktiv, auf manchen findet man aktuelle Postings. 

Anzeige als natürliche Konsequenz

Auch wenn Schüler:innen diese Websites und Accounts scheinbar anonym betreiben, sind ihre IP-Adressen – spätestens von den Behörden – nachverfolgbar. Eine Anzeige ist dabei oft die letzte Konsequenz. 

Ging das Europagymnasium Auhof damit zu weit, sofort Anzeige gegen den Jugendlichen zu erstatten? „Wenn etwas strafrechtlich relevant ist, dann ist eine Anzeige eine normale, natürliche Konsequenz, die folgt. Es ergibt keinen Sinn, in einer Schule eine Parallelgesellschaft zu schaffen, bei der Gewalt toleriert wird“, findet Erziehungsberater Winfried Marek. Worauf man als Schulleitung jedoch vor allem setzen sollte, ist Präventionsarbeit – lange bevor es zu so einem Fall wie am Europagymnasium Auhof kommt. 

Präventionsarbeit und Aufklärung

In Wien hat sich dafür etwa die Arbeitsgruppe Kompetenzstelle Kinder- und Jugendschutz gebildet, die als Anlaufstelle für Lehrer:innen dient. Österreichweit werden außerdem Schulpsycholog:innen zur Verfügung gestellt. Externe, von öffentlicher Hand geförderte Initiativen wie “Safer Internet” setzen Aufklärungsaktionen um und geben an Schulen Workshops zum sicheren Umgang mit dem Internet. 

Fälle wie am Europagymnasium Auhof sind nichts Neues. Wichtig ist nur, wie man damit pädagogisch umgeht, betonen Expert:innen. Wie das in Linz gehandhabt wird, das wollte die Direktion der Schule profil jedoch nicht verraten, da es sich um „laufendes Ermittlungsverfahren“ handelt. 

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.