David Bilbija: Der rote Dodik-Fan aus Ebreichsdorf
Von David Bilbija gibt es verschiedene Versionen. Es gibt David Bilbija, den Chefredakteur eines bosnischen Mediums; David Bilbija, den SPÖ-Politiker aus Ebreichsdorf oder David Bilbija, den Unternehmer. Diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn man seinen Namen googelt. Die zentrale Frage hier ist allerdings: Wer ist David Bilbija überhaupt und warum verdient er unsere Aufmerksamkeit?
David Bilbija ist Mitglied der SPÖ Niederösterreich und vor allem in der serbischen Community aktiv. Bei den Nationalratswahlen 2024 kandidierte er auf Listenplatz 67, übt derzeit jedoch keine Parteifunktion aus. Er hat sich wiederholt wohlwollend über Milorad Dodik geäußert und einen bosnisch-muslimischen Parteikollegen als „islamistisch“ bezeichnet.
Der Niederösterreicher mit serbischen Wurzeln ist 30 Jahre alt und wohnt in Ebreichsdorf (Bezirk Baden). Seine Familie kommt aus der bosnischen Stadt Sanski Most, einer 40.000 Einwohner:innenstadt in Bosnien und Herzegowina. Bilbija und seine Familie sind Serben.
Geografisch liegt Bilbijas Heimatstadt in der Nähe der Republika Sprska. Die Republika Srpska ist eine der zwei Entitäten von Bosnien und Herzegowina, mit serbischer Bevölkerungsmehrheit und eigener Regierung. Ihr Präsident Milorad Dodik ist besonders umstritten: Er fordert die Abspaltung von Bosnien-Herzegowina, gilt als pro-russisch und steht Viktor Orbán nahe. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger verhängte im April ein Einreiseverbot gegen Dodik und zwei weitere Politiker. In Bosnien selbst liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor, doch eine Festnahme ist fraglich – sie könnte die Lage im Land weiter eskalieren lassen.
Öffentlicher Unterstützer von Milorad Dodik
David Bilbija bezeichnet sich selbst als Unterstützer von Dodik. Auf „X“ teilt er Tweets, in denen Dodik Meinl-Reisingers Einreiseverbot kritisiert. „Milorad Dodik ist ein gewählter Repräsentant. Ich sehe nichts Verwerfliches daran, einen legitim gewählten Vertreter zu unterstützen“, sagt Bilbija zu profil.
Wenn er in der Republika Srpska ist, trifft er sich mit Ministern aus Dodiks Regierung. Er lässt sich mit ihnen fotografieren, wie am 5. Mai mit dem Minister für Handel und Tourismus, Denis Šulić, den Bilbija als guten Freund bezeichnet. „Die Stärke einer Republik hängt direkt von der Stärke ihrer Führung ab, und Denis gehört zu den fähigen Anführern“, schreibt er auf Instagram.
Star seines eigenen Mediums
Auffällig ist, dass vor allem zwei Medien besonders viel über ihn berichten. Das bosnische Online-Medium, „Centrali Portal“, das auf Instagram mittlerweile über 75.000 Follower hat, sowie das österreichische Balkanmagazin Kosmo, wo viele der bosnischen Artikel von „Centralni Portal“ auf Deutsch übersetzt und zitiert werden. Eine profil-Anfrage an die Kosmo-Redaktion blieb unbeantwortet.
Auf „Centrali Portal“ findet man massenweise Interviews mit David Bilbija, dem „SPÖ-Politiker und Unternehmer“. Wirft man einen Blick ins Impressum von „Centrali Portal”, fällt auf: Bilbija ist der Chefredakteur dieses Mediums. „Das Magazin war eine Idee, die im Lockdown entstanden ist“, erzählt der 30-Jährige gegenüber profil. Hat Bilbija die ganzen Artikel über sich selbst geschrieben? „Die Redaktion besteht aus mehreren, unabhängigen und kritischen Redakteuren.“ Scrollt man über die Seite, wirkt sie wie ein klassisches Boulevardmagazin. Keine wirklich kritische Berichterstattung, viel News über Stars, viel Lifestyle. Und viel Bilbija. Dass Bilbija keine politische Position hat, sondern lediglich Parteimitglied ist, scheint hier nebensächlich zu sein. Auf der Website fand man bis vor Kurzem Banner von Admiral Sportwetten sowie vom Tourismusverband der Republika Srpska. Nach profil-Anfrage gab Admiral Sportwetten an, weder das Medium zu kennen, noch irgendeine Zusammenarbeit mit „Centralni Portal“ zu pflegen. Der Banner wurde ohne Autorisierung von Admiral verwendet und über deren Urgenz entfernt. Der Tourismusverband der Republika Srpska äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht.
In einem der Berichte auf der Plattform kritisiert Bilbija nicht nur die zum Teil von der SPÖ geführte Regierung, aber auch Parteikollegen, sowie den bosnischstämmigen Gemeinderat aus Wiener Neustadt, Semir Djedovic, der sich Bilbijas Meinung nach „islamistisch“ verhalten würde, weil er Social Media-Videos aus der Moschee posten würde. Djedovic ist die Kritik seines roten Parteikollegen nicht entgangen, wie er profil mitteilt, er habe ihr jedoch „keine Beachtung geschenkt”. Innerhalb der SPÖ Niederösterreich hätte man diese „Meinungsunterschiedenheiten” ebenfalls nicht thematisiert.
Wahlempfehlung im Regime-TV
Auch in anderen Balkan-Medien ist Bilbija kein Unbekannter. Er präsentierte sich im September 2024 im serbischen Frühstücksfernsehen bei „Happy TV“, einem regimenahen Sender. Dort wurde er als sozialdemokratischer Vertreter der serbischen Community in Österreich vorgestellt. Am Ende der Sendung wurde eine Wahlempfehlung für Bilbija abgegeben. Über 15 Minuten dauerte sein Auftritt – ziemlich viel für jemanden, der nicht einmal eine offizielle Funktion in einer Partei hat.
Nur wenige Tage vor seinem TV-Auftritt besuchte er in Wien das Fest der serbischen Einheit. Zu Gast dort war unter anderem Aleksandar Vulin, der einstige serbische Innenminister und Geheimdienstchef. Bilbija posierte mit ihm für ein Foto, über das Event berichteten serbische, bosnische Medien, sowie das Kosmo-Magazin in Wien – auch profil berichtete über Bilbijas Treffen mit Vulin.
Innerhalb der SPNÖ wisse man über Bilbijas Verhalten und öffentliche Auftritte Bescheid. Nachdem er aber keine Funktion ausübt, steht seine politische Arbeit auch in keiner Verbindung zu den Sozialdemokraten, heißt es aus der Pressestelle gegenüber profil.
profil telefonierte im Laufe der Recherche mehrmals mit David Bilbija. Beim zweiten Telefonat betonte er, dass er die bosnische Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina genauso wie die serbische Bevölkerung respektieren würde. „Mir ist der Dialog wichtig“. Er bat profil außerdem darum, ein schönes Foto von ihm für diesen Artikel zu wählen.