Wirecard

Ehemalige BVT-Beamte sollen für Russland spioniert haben

Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek soll seit Jahren für russische Geheimdienste gearbeitet haben – geholfen haben sollen ihm österreichische Nachrichtendienstler.

Drucken

Schriftgröße

Jan Marsalek wird seit dem Sommer 2020 weltweit von der Polizei gesucht. Die Wirecard-Pleite rund um angeblichen Bilanzbetrung in Milliardenhöhe ist einer der größten Finanzskandale der jüngeren Geschichte. Ex-Wirecard-Vorstand Markus Braun sitzt seit Jahren in U-Haft. Marsalek ist untergetaucht, mutmaßlich legte er sich mit Hilfe des russischen Geheimdienstes FSB eine neue Identität zu – und auch österreichischer Ex-Nachrichtendienstler sollen ihm bei seiner Flucht über den Flugplatz Bad Vöslau nach Russland geholfen haben. 

Mit jenen ehemaligen BVT-Beamten soll Marsalek allerdings schon weit vor seiner Flucht im Auftrag Russlands gearbeitet haben, wie nun Recherchen von „Spiegel“ und „Standard“ zeigen. Die Wiener Sonderermittlungseinheit AG Fama spricht diesbezüglich laut den Recherchen von einer „nachrichtendienstlichen Zelle, derer Kapazitäten und Fähigkeiten sich russische Nachrichtendienste bedient“ hätten. 

Die beiden BVT-Beamten Martin Weiss und Egisto Ott sollen demnach für Marsalek Personen ausgeforscht haben, für die sich Marsalek respektive Russland interessiert hätten. Laut „Spiegel“ befinden sich darunter auch in Europa lebende Journalisten und ein kasachischer Oppositioneller. Der „Spiegel“ hat Ott getroffen, der die Vorwürfe bestreitet. 

Das „Wall Street Journal“ berichtete schon im Dezember darüber, dass Marsalek für Moskau spioniert haben soll, während ihm sein offizieller Job als Vorstand des deutschen Finanzdienstleisters Wirecard als gute Tarnung diente. Im Bericht rückten auch Marsaleks Österreich-Kontakte erneut in den Fokus: Zusätzlich zu seinen guten Kontakten zu den Verfassungsschützern war er auch in der Österreich-Russischen Freundschaftsgesellschaft aktiv. 

Die neuen Enthüllungen geben tiefe Einblicke in das Doppelleben des ehemaligen Wirecard-Vorstandes: 2013 lernte Marsalek Nata Zlobina kennen, die angeblich einen guten Draht in die Moskauer Verwaltung vorweisen konnte. Zlobina hatte einst in einem Sexfilm eine russische Agentin gespielt, mit Marsalek traf sie Verwandte des tschetschenischen Diktators Ramsan Kadyrow und fing offenbar eine Affäre mit dem damaligen Wirecard-Vorstand an.

Zu ihrem 30. Geburtstag 2014 erschien laut „Standard“ auch Stanislav Petlinsky, offenbar ein ehemaliges Mitglied der russischen Militärspezialeinheit Speznas, mit Kontakten in den Kreml und dem Spitznamen „der General”. Er soll ein Kontaktmann russischer Geheimdienste sein - und Maralek an den russischen Geheimdienst GRU weitergereicht haben. Dank Petlinsky flog Marsalek offenbar mit Zlobina einen Kampfjet, besuchte 2017 in Syrien die russische Söldnergruppe Wagner und hantierte mit Waffen wie einer Panzerfaust.

Auch profil berichtete laufend zu diesen Verbindungen nach Österreich – unter anderem mit Blick auf das BVT, aber auch zu dem bemerkenswerten Wirecard-Deal mit den ÖBB