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Eigenverantwortung oder staatlicher Eingriff gegen Corona?

Wann in den letzten Monaten der Pandemiebekämpfung ist eigentlich die Eigenverantwortung der Bürger auf der Strecke geblieben?

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Gestern konnten Sie an dieser Stelle von meinem Kollegen Sebastian Hofer lesen, der sich wunderte, warum die Corona-Zahlen wieder auf Höhenflug sind, unser Alltag aber unbeschwert wie im Sommer weiter läuft. Doch mit jedem Tag werden die Rufe wieder lauter, die Politik solle doch das aufkommende Problem lösen. Wann in den letzten Monaten der Pandemiebekämpfung ist eigentlich die Eigenverantwortung der Bürger auf der Strecke geblieben?

Die Politik, auch international, fordert sie immer nachdrücklicher ein. Coronatests, die fast ausschließlich von Ungeimpften benötigt werden, werden beispielsweise in Deutschland jetzt wieder kostenpflichtig. FDP-Politiker gehen sogar so weit, zu verlangen, dass Ungeimpfte ihre Behandlungskosten selbst übernehmen müssen. Und in Bayern wird immer ernsthafter diskutiert, ob der nächste Lockdown nicht nur für Ungeimpfte gelten soll. Was zunächst einmal moralisch verwerflich klingt (und teilweise wohl auch nicht umsetzbar wäre), ist eigentlich ein Thema der Eigenverantwortung - und der Solidarität. Denn seit Start der Impfaktion haben sich Millionen Menschen in Österreich impfen lassen, nicht nur aus Schutz für sich selbst, sondern auch für andere. Und vielleicht auch, um weitere wirtschaftliche und soziale Folgen zu verhindern.

Genau diese geimpften Menschen erfahren jetzt, dass sie mit ihrer Entscheidung alleine den Weg aus der Pandemie nicht geschafft haben; und fehlende Solidarität keinerlei Konsequenzen hat. Sebastian Kurz versprach noch letzte Woche, das ständige "Auf- und Zusperren" beenden zu wollen. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass ein Politiker unter Druck seine Meinung ändert. Ein Rückzieher von diesem Versprechen wäre jedoch fatal für kommende Herausforderungen, bei denen ebenfalls ein Beitrag von allen in der Gesellschaft gefordert ist (etwa die Klimakrise).

Und da wären wir wieder bei einer Frage angekommen, die Sebastian Hofer gestern implizit gestellt hat: Wo bleibt unsere Vernunft?

Einen vernünftigen Start in das Wochenende wünscht Ihnen

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Isabel Russ

Isabel Russ

Zuvor in der Startup-Szene tätig, u.a. beim Venture Capital Fonds Speedinvest und als selbstständige Beraterin im Bereich Startup-Investments und Digitalisierung. VWL und Finance Studium. Durch Studium und Beruf umzugserfahren: vom Bodensee nach Freiburg, Warwick, St. Gallen und Zürich, Shanghai, Wien, San Francisco, Berlin und nach über 10 Jahren wieder zurück an den Bodensee.