Alt-Bundespräsident Heinz Fischer

Hol schon mal den Wagen!

Hat Altbundespräsident Heinz Fischer in der Ibiza-Krise entgegen allen Dementis doch die Möglichkeit in Erwägung gezogen, als Übergangskanzler einzuspringen – und sich vorausschauend erkundigt, ob er in diesem Fall wieder auf einen Chauffeur zurückgreifen könne?

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Der „Spiegel“ hatte das Ende Mai berichtet und sich damit viel Häme auf Social Media eingehandelt. Jetzt stützt eine profil vorliegende SMS-Konversation vom Dienstag, 21. Mai die Darstellung des deutschen Nachrichtenmagazins.

Am Abend zuvor hatte Fischer in der ZiB 2 die Vorgangsweise nach einem erfolgreichen Misstrauensantrag gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz erläutert: „Der erste Schritt müsste sein, dass der Bundespräsident jemand mit der Regierungsbildung beauftragt“ – und zwar „eine erfahrene Persönlichkeit, der man zutraut, für einen Zeitraum, der wahrscheinlich nicht viel kürzer als ein halbes Jahr sein wird, eine Regierung zu führen, der in der Öffentlichkeit, oder die in der Öffentlichkeit Ansehen hat und der auch in der Lage ist, Österreich nach außen zu vertreten.“

"Ja, das schließe ich eigentlich aus."

Eine Job-Description, die verdächtig nach einer Selbstbeschreibung klang. Tatsächlich wurde Fischer zu diesem Zeitpunkt auch bereits verschiedentlich als Übergangskanzler genannt – was er selbst freilich absolut nicht wahrgenommen haben wollte: „Solche Gerüchte habe ich noch nie gehört und ich beschäftige mich auch nicht mit Gerüchten“, erklärte er auf Nachfrage von ZiB 2-Moderator Armin Wolf: „Ja, das schließe ich eigentlich aus.“

Anfrage an Präsidentschaftskanzlei

Ganz so abwegig wie in diesem Interview behauptet, dürfte es Fischer (oder seinem Umfeld) aber nicht erschienen sein, einen fliegenden (oder besser: fahrenden) Wechsel in das Kanzleramt vorzunehmen. Entweder am gleichen Abend oder am darauffolgenden Morgen scheint von seiner Seite nämlich bereits die Frage an die Präsidentschaftskanzlei herangetragen worden zu sein, wie es denn im Fall des Falles mit einem Chauffeur aussehe. Als der „Spiegel“ das erwähnte, dementierte Fischers Umgebung heftig, die Begebenheit wurde auf Twitter als „frei erfunden“ verhöhnt.

Dem widerspricht freilich die profil vorliegende SMS, die am Dienstag früh – also lange, bevor die Fuhrpark-Causa an die Öffentlichkeit drang – von einem Hofburg-Mitarbeiter abgesetzt wurde: „Fischer hat zwar dementiert, als Übergangskanzler zur Verfügung zu stehen, hat aber gleichzeitig bei einem unserer Fahrer anfragen lassen, ob er ihm für diesen Fall zur Verfügung stehen würde“, lautet die Nachricht.

Fischers Umgebung wittert ÖVP-Spin

Fischers Umgebung zeigt sich erstaunt über die SMS und wittert darin einen „ÖVP-Spin, um den Altbundespräsidenten anzupatzen“. Die Nachricht könne allenfalls auf eine Blödelei zwischen den für die Hofburg zuständigen Sicherheitsleuten und Chauffeuren zurückzuführen sein. Fischer habe nie erwogen, den Übergangskanzler zu machen – und würde schon gar nicht daran denken, um einen Chauffeur zu betteln.