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Gender-Debatte: Freimaurer, Rotarier & Co. schließen Frauen noch immer aus

Gender-Debatte Freimaurer, Rotarier & Co. immer noch frauenlos

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Warum gerade er im Frühjahr 2010 ins Kreuzfeuer von Medien, Politikerinnen und früheren Chefs geriet, konnte Günter Striedinger, mittlerweile rechtskräftig verurteilter Ex-Vorstand fürs Auslandsgeschäft der skandalgetriebenen Hypo Alpe Adria, präzise erklären: "Ich bin gesellschaftlich in Kärnten überhaupt nicht verankert. Ich bin ein idealer Sündenbock, weil ich keine Lobby habe. Ich bin weder Rotarier noch Freimaurer.“

Es mag für Striedinger ein geringer Trost sein, dass auch sein früherer Boss Wolfgang Kulterer mittlerweile einsitzt - trotz bester Vernetzung im Bundesland Kärnten. Die Mitgliedschaft in hochgradigen Vereinen schützt entgegen der landläufigen Meinung eben nicht vor dem Zugriff der Justiz. Und wer vom rechten Weg abkommt, ist auch in den eigenen Zirkeln nicht mehr wohl gelitten - wie Peter Hochegger. Der frühere PR-Zampano wurde in seiner Wiener Freimaurerloge zur Persona non grata. Kein Wunder: Wo ritualisiert zur Weltverbesserung "am Tempel der allgemeinen Menschenliebe“ gebaut wird, machen sich Durchstechereien à la Buwog und Telekom Austria nicht so gut.

Frauenausschluss "Vorgabe aus England"
Die Freimaurer sind einer der letzten Bünde, der Frauen verwehrt ist - trotz schdes Bekenntnisses der Logenbrüder zu Freiheit, Gleichheit und Humanität. Den Widerspruch zwischen den eigenen Prinzipien und dem Ausschluss von Frauen erklärte der Großmeister des Freimaurerbundes in Österreich, Nikolaus Schwärzler, in der "Wiener Zeitung“ mit der Dominanz des Ursprungslands der Freimaurerei: "Das ist eine Vorgabe aus England: Wenn wir von der Großloge von England anerkannt bleiben wollen, haben wir keine andere Wahl.“ Doch in den vergangenen zehn Jahren wurden auch in Österreich neben den regulären Logen (3000 Mitglieder) liberale Logen gegründet, in denen Frauen willkommen sind.

Tiefe Meinungsverschiedenheiten über ihre immerwährende Maskulinität herrscht auch unter den 7000 österreichischen Mitgliedern von Rotary, dem wohl elitärsten der internationalen Charity-Organisationen. Gerade in den nobleren Rotary-Clubs der Bundeshauptstadt wie dem RC Wien, dem RC Wien-Hofburg oder dem RC Wien-Ring sind Frauen nicht zugelassen. Die bemerkenswerte informelle Begründung: Rotarier-Gattinnen würden weibliche Mitglieder aufgrund möglicher Versuchungen ihrer Ehemänner ablehnen. Jüngere Rotary-Clubs stehen Frauen in aller Selbstverständlichkeit offen, etwa der 2004 gegründete RC Wien-Stephansplatz - was von einem Club, bei dem der Bundeskanzler Mitglied ist, auch zu erwarten war.

"Norica"-Vorstoß gestoppt
Der Österreichische Cartellverband (12.500 Mitglieder) untersagt den 48 Verbindungen unter seinem Dach explizit den Geschlechtermix. Als fortschrittlichste Verbindung präsentierte sich interessanterweise jene von ÖVP-Chef Michael Spindelegger. Auf einem Konvent 1996 fassten die Bundesbrüder der Wiener Norica mit 70-prozentiger Mehrheit einen Beschluss zur Aufnahme von Frauen, der vom obersten Cartellverbandsgericht bald wieder aufgehoben wurde.

So mancher traditionsreiche Männerbund wurde durch den Lauf der Zeit automatisch feminisiert. Im 16-köpfigen Vorstand des Vereins der Absolventinnen des elitären Wiener Schottengymnasiums - es nimmt erst seit Herbst 2004 Mädchen auf - sitzen mittlerweile zwei Frauen. Das Vereinskuratorium ist dagegen noch ausschließlich männlich. Altschottinnen sind etwa Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel (Foto) und Erste Group-Banker Andreas Treichl.

Willibald Cernko, Vorstandsvorsitzender der UniCredit Bank Austria, bezweifelte im profil-Interview 2011, Männer würden sich in ihren Netzwerken Top-Jobs zulasten der Frauen zuschanzen - zumindest in seinem eigenen Fall. Cernko: "Ich gehöre keinem Netzwerk an. So gesehen bin ich auch eine Frau.“

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.