Stefan Petzner

Jörg Haider und seine Gefolgschaft: Vier Lausbuben und eine Sauberfrau

Was aus Jörg Haiders Anhang wurde.

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Anmerkung: Der folgende Artikel erschien ursprünglich profil-Ausgabe Nr. 25 / 2014 vom 16.06.2014.

Gernot Rumpold (56). Der FPÖ-Werber blieb seinem Metier treu. Legendär sein mit 6,6 Millionen Euro dotierter Beratervertrag für den Eurofighter-Hersteller EADS, legendär auch eine in diesem Zusammenhang organisierte Pressekonferenz um wohlfeile 96.000 Euro. Der Kunde Telekom sollte ihm kein Glück bringen: Rumpold hatte für den Konzern 2004 vier - laut Justiz wertlose - Konzepte um in Summe 600.000 Euro gebastelt und im Gegenzug auf eine ähnlich hohe Forderung gegenüber der FPÖ verzichtet. Das brachte Rumpold im Vorjahr eine Verurteilung in erster Instanz wegen Untreue und drei Jahre Haft ein. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Karl-Heinz Grasser (45). Hat gleich drei Probleme: mit der Finanz, der Justiz und seiner Schwiegermutter. 2011 erstattete der frühere Finanzminister Selbstanzeige wegen nicht versteuerter Einkünfte. Ihm drohen Nachzahlungen in Millionenhöhe. Die Justiz wieder ermittelt wegen Amtsmissbrauch und Bestechlichkeit rund um die Privatisierung der Buwog, die Grasser als Finanzminister orchestriert hatte. Und dann wären da noch 500.000 Euro, die Grasser für seine Schwiegermutter auf einem Treuhandkonto veranlagt haben will, weil diese angeblich sein Investitionsgeschick testen wollte. Dummerweise will die Schwiegermutter mit dem Konto nichts zu tun haben. Die Justiz vermutet, die Summe könnte aus dem Buwog-Deal stammen. Die Ermittlungen gehen mittlerweile ins fünfte Jahr. Grasser bestreitet alle Vorwürfe.

Walter Meischberger (54). Steckt ebenfalls in der Klemme. Im Zusammenspiel mit dem Lobbyisten Peter Hochegger und Karl-Heinz Grasser erhielt der frühere FPÖ-Generalsekretär bei der Privatisierung der Bundeswohnungen und anderen Immo-Deals Millionen-Provisionen, die er nicht versteuerte. Meischbergers Gegenleistung? Konnte nicht einmal er beschreiben, wie er gegenüber Grasser in einem abgehörten Telefonat eingestand: "Da bin ich supernackt.“ Die Ermittlungen laufen.

Stefan Petzner (34). Haiders einstiger Pressesprecher besaß das Vertrauen seines Chefs, nie aber jenes der "Buberlpartie.“ Nach Haiders Tod saß er als Abgeordneter im Nationalrat, doch seine Vergangenheit als Wahlkampfmanager in Kärnten holte ihn ein: Weil er 2009 eine von der damaligen BZÖ-Spitze um Gerhard Dörfler in Auftrag gegebene Broschüre (die Justiz klassifiziert diese als Wahlwerbung) entworfen hatte, die letztlich aus Landesgeldern bezahlt worden war, wird er sich neben anderen vor Gericht verantworten müssen. Nachdem das BZÖ im Vorjahr aus dem Nationalrat gefallen war, zog sich Petzner aus dem politischen Geschäft zurück. Jetzt will er im Beratungsbusiness Fuß fassen.

Susanne Riess (53). Die Vizekanzlerin startete nach 2002, also nach dem Putschparteitag von Knittelfeld, eine Karriere in der Privatwirtschaft und wurde Generaldirektorin von Wüstenrot. Nebenher sitzt sie im Aufsichtsrat der Bundestheater-Holding und in der Signa-Holding von René Benko. Riess’ Lebenslauf unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von jenen früherer Weggefährten: Sie ist in keinen der rund um die frühere FPÖ aufgepoppten Korruptionsfälle verwickelt.