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Menschen des Jahres: Frank Stronach sorgte für Erheiterung

Menschen des Jahres 2013. Frank Stronach sorgte für Erheiterung

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Seine gebieterische Geste war längst zum Stehsatz gefroren: "Wer das Gold hat, macht die Regel.“ Frank Stronach hatte zwar reichlich Gold, aber seine Regeln erwiesen sich als nicht mehrheitsfähig. Als er - nach einem glücklosen ersten Versuch vor einem Vierteljahrhundert in Kanada - in seinem neunten Lebensjahrzehnt dazu ansetzte, die österreichische Innenpolitik aufzumischen, sollte ein "zweistelliges Ergebnis“ herausschauen: 20 bis 30 Prozent schwebten ihm vor.

Am Wahlsonntag wurden es nicht einmal sechs Prozent. Das reichte, um den freiheitlichen Höhenflug zu bremsen und das BZÖ aus dem Hohen Haus zu werfen, aber es war nicht annähernd genug für einen erfolgsverwöhnten Machtmenschen wie Stronach. In Wahrheit wusste sein politisches Projekt, das er mit vielen Millionen auf die Beine gestellt hatte, niemand besser zu vereiteln als er selbst.

Für seine bizarren Auftritte im Wahlkampf genierten sich mitunter sogar seine Weggefährten. Mit mal konfusen, mal abgeschmackten Aussagen in den TV-Duellen sorgte er zwar zuverlässig für Erheiterung, kaum aber für inhaltliche Glaubwürdigkeit. Die Medien und sozialen Netzwerke dankten es ihm mit überbordender Häme. Stronach zu verhöhnen, erforderte keine besondere Kunstfertigkeit.

Gute Figur machte der Mann, der 1954 bettelarm aus dem steirischen Kleinsemmering nach Kanada ausgewandert war und dort den weltumspannenden Autozuliefer-Konzern Magna aufgebaut hatte, einzig auf den in warmen Brauntönen weichgezeichneten Wahlplakaten. Sie stammten aus der Kreativwerkstatt seines Medienmanns Tillmann Fuchs, des früheren ATV-Geschäftsführers, der tapfer, jedoch vergeblich versucht hatte, Stronachs grelle Bildschirmpräsenz zu dimmen. Der zänkische Patriarch, der Gesprächspartner ebenso beharrlich wie ungefragt duzte, dachte nicht daran, sich vor sich selbst in Schutz nehmen zu lassen.

Journalisten, die sich erdreisteten, Fragen zu stellen oder gar nachzubohren, wurden gebetsmühlenmäßig zurechtgewiesen: "Ihr habt noch nie Löhne bezahlt und stellt so dumme Fragen!“ Wäre es nach Stronach gegangen, hätte sich diese Mieselsucht unter seiner Regentschaft aufgehört. Der ehemalige Konzernlenker träumte von einem Mehrheitswahlrecht, das die stärkste Partei in die Regierung hievt - "und die Opposition soll dann aufhören zu kritisieren“. Nach der Wahl drehte der Anti-Politiker, der, ähnlich wie FPÖ-Chef Karl-Heinz Strache, eine eher männliche und zornig-verdrossene Klientel angesprochen hatte, den Geldhahn zu, feuerte seinen Klubobmann und einige Landeschefs. Seine krachende Polit-Show wurde mit einer zweifelhaften Auszeichnung gekrönt. Eine Fachjury der Universität Graz kürte "frankschämen“ zum Wort des Jahres.

Die Menschen des Jahres 2013:

# Angela Merkel hielt den deutschen Haushalt sauber.

Edith   Meinhart

Edith Meinhart

ist seit 1998 in der profil Innenpolitik. Schreibt über soziale Bewegungen, Migration, Bildung, Menschenrechte und sonst auch noch einiges