Interview

Michael Ludwig: „Kein Wettbewerb der grauslichsten Vorschläge“

Michael Ludwig fordert „neue politische Kultur“ und Zusammenarbeit der demokratischen Kräfte ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos. Herbert Kickl habe auch bei Platz 1 für die FPÖ kein Anrecht auf den Kanzler. Was Ludwig vom Nehammer-Plan hält und warum die SPÖ unter Andreas Babler nicht vom Fleck kommt.

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Gendern Sie?
Ludwig
Ich versuche, die männliche und die weibliche Form zu verwenden. Der Streit übers Gendern ist eine Symboldebatte.
Warum regt das Thema so auf?
Ludwig
Weil es emotional ist und jeder eine Meinung dazu hat, darum werden solche Themen wie Steinchen ins Wasser geworfen.
Sind Sie für ein Genderverbot in der Verwaltung?
Ludwig
Das respektvolle Miteinander steht für mich im Mittelpunkt. Außerdem belegt ein sogenanntes „Genderverbot“ nicht einmal den Platz 197 auf meiner Prioritätenliste.
Das Gender-Verbot ist Bestandteil des „Österreich-Plans“ von Kanzler Karl Nehammer. Die SPÖ kritisiert den Plan scharf, hat Ihnen auch etwas gefallen?
Ludwig
Es war ja keine Rede des Bundeskanzlers der Republik, sondern die Rede des Parteivorsitzenden der ÖVP mit einem Wahlkampf-Programm. Vieles darin sehe ich anders, bei manchen Punkten freut es mich, dass sie in der Bundespolitik ankommen: Den Ausbau der Kinderbetreuung etwa finde ich gut, wir in Wien haben seit fünfzehn Jahren den kostenfreien Kindergarten und 2020 die kostenfreie Ganztages-Schule gestartet. Beides hilft bei Integration und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Man muss nur nachdenken, wie man das finanziert.
Die ÖVP sagt: Sie will die Förderquote senken und bei Zuwanderung ins Sozialsystem sparen.
Ludwig
Wir als SPÖ werden sofort gefragt, egal welchen Vorschlag wir machen, wie wir gedenken, das zu finanzieren. Beim Programm der ÖVP kritisiert sogar der Vorsitzende des Fiskalrats, dass die Gegenfinanzierung fehlt. Dabei summieren sich laut Expertinnen und Experten die Maßnahmen auf 31 Milliarden Euro. Das ist ein großer Brocken. Wie soll das finanziert werden ohne Einschränkung von Leistungen?
Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin