profil-Morgenpost: Bin dann mal weg

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Sven Gächter

Heute beschäftigen wir uns mit der Frage, wie man würdevoll zurücktritt. Die vergangenen Tage boten dafür unterschiedlich ergiebigen Anschauungsunterricht. Heinz-Christian Strache konnte, streng genommen, von keiner offiziellen Funktion mehr zurücktreten, weil er seit dem 18. Mai ohnehin Privatier ist; ihm blieb somit nur noch der halbwegs geordnete Rückzug aus der Öffentlichkeit.

An Würdelosigkeit nur schwer zu unterbieten

Thomas Drozda quittierte am Montag seine Dienste als SPÖ-Bundesgeschäftsführer – gerade noch rechtzeitig, denn einen Tag später erwies sich eine von Drozda, damals noch Kulturminister, im September 2017 mit großem Brimborium gefeierte Personalie als fulminanter Rohrkrepierer: Eike Schmidt, der designierte Direktor des Kunsthistorischen Museums, legte sein Amt nieder, ohne es überhaupt angetreten zu haben. Diese Form des Rücktritts ist an Würdelosigkeit wohl nur schwer zu unterbieten. Allen vorübergehenden Unannehmlichkeiten zum Trotz kann sich das Kunsthistorische Museum deshalb durchaus glücklich schätzen, von einem Chef mit einem so zweifelhaften Jobethos verschont zu bleiben.

„Bitte treten Sie zurück“

Der österreichische Schlagersänger Jonny Hill näherte sich dem Phänomen 2014 auf eine ganz andere, behutsam-empathische Weise. Er setze Margret McCollum ein Denkmal, deren Mann 1969 die Bahnsteig-Ansagen für die Londoner U-Bahn gesprochen hatte. Titel des Lieds: „Bitte treten Sie zurück“. Falls Sie am Wochenende noch nichts Dringenderes vorhaben sollten, hier der Link zum Mitsingen.

Sven Gächter

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