Verteidigungsminister Thomas Starlinger

profil-Morgenpost: Der Wachbefehl

Die Lage am Morgen.

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Österreichs Bundesheer ist wirtschaftlich am Ende. Das sagt niemand geringerer als der neue Verteidigungsminister Thomas Starlinger. Fuhrpark, Fluggerät, Waffensysteme, Munition, Infrastruktur, IT, Telekommunikation, Treibstoffe, Ausrüstung, Verpflegung, Ausbildung: eine einzige große Mangelwirtschaft. Starlinger hat noch nicht einmal mehr das Geld, um die Heeres-LKW zu anstehenden Pickerl-Überprüfungen zu schicken. Auch die Begleichung von Strom- und Gasrechnungen wird zunehmend herausfordernd. Und dann das: Gegenüber der „Kleinen Zeitung“ kündigte Starlinger nun auch das Aus der traditionellen Leistungsschau am Nationalfeiertag an. Erstmals seit 25. Jahren wird am 26. Oktober auf dem Wiener Heldenplatz kein schweres Gerät auffahren. Nur die Angelobung der Rekruten sowie die Kranzniederlegung am Grab des „Unbekannten Soldaten“ wurden nicht gestrichen.

Starlinger bräuchte nach eigener Darstellung gut drei Milliarden Euro, um das Heer wieder funktionstüchtig zu machen – und da sind die Kosten für die Modernisierung der Luftraumüberwachung noch gar nicht eingerechnet (siehe dazu auch die jüngste Story von Michael Nikbakhsh zum Bericht der Kunasek-Kommission). Am Freitag trifft Starlinger sich mit Finanzminister Eduard Müller, der das Geld allerdings auch nicht einfach so drucken kann.

Aber wie schlimm ist es nun ums Heer bestellt? Und wer trägt dafür eigentlich die Verantwortung? Die Probleme sind ja nicht von heute auf morgen entstanden. Gernot Bauer und Clemens Neuhold hängen sich seit Tagen in eine aufwändige Recherche rein, an deren Ende eine umfassende Zustandsbeschreibung stehen soll. Ein Gerücht können sie jedenfalls entkräften: Nein, die Haflinger der Gebirgsjäger stehen nicht vor dem Verhungern.

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.