ÖVP: Nehammer beendet Zusammenarbeit mit Diekmann-Agentur

Ex-Bild-Chefredakteur Diekmann fädelte den Kanzler-Besuch bei Putin ein. Nun läuft der Vertrag seiner Agentur mit der ÖVP aus.

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Es war ein überraschendes Engagement: Im April wurde bekannt, dass sich Kanzler Karl Nehammer von Kai Diekmann beraten lasse. Diekmann ist eine große Nummer in der deutschen Kommunikationsbranche:  Ex-Chefredakteur von „Bild“ und „Bild am Sonntag“ und seit seinem Abschied vom Boulevardjournalismus Miteigentümer der Berliner Kommunikationsagentur StoryMachine (Motto: „We power your Message“). Diekmann war es, der Nehammers Besuch bei Wladimir Putin einfädelte und ihn im April auch nach Moskau begleitete. Die damalige Begründung des Kanzleramts: Diekmann verfüge über viel „Erfahrung und Expertise“ in Russland und habe Putin schon mehrfach getroffen. Daher sei er „in der Vorbereitung für diesen Termin eine große Unterstützung“ gewesen. Schon eine Woche zuvor hatte Diekmann Nehammer nach Kiew begleitet und war beim Treffen des Kanzlers mit Bürgermeister Vitali Klitschko und dessen Bruder Wladimir anwesend, was er auch prompt via Twitter verbreitete.

Für sein Putin-Briefing erhielt Diekmann kein Honorar, es sei eine private Angelegenheit gewesen. Allerdings hatte seine Agentur einen Beratervertrag mit der ÖVP abgeschlossen. Das Betätigungsfeld beinhaltete Dienstleistungen im Marketing- und Social-Media-Bereich. Wie profil aus der ÖVP bestätigt wird, läuft der Vertrag mit StoryMachine zum Jahresende aus. Die Agentur habe alle Projekte zur Zufriedenheit der Partei abgewickelt. Nun solle die Kommunikationsarbeit aber neu aufgestellt werden. Laut profil-Informationen werden Diekmann und seine Agentur dabei keine Rolle mehr spielen.

Verantwortlich für die künftige Ausrichtung der ÖVP-Kommunikation ist der frühere Sprecher und enge Vertraute von Sebastian Kurz, Gerald Fleischmann, der zuletzt für den ÖVP-Klub gearbeitet hatte. Die Personalie wird auch innerhalb der Volkspartei kritisch gesehen, laufen gegen Fleischmann doch staatsanwaltliche Ermittlungen in Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen. Laut profil-Informationen wollte der neue ÖVP-Generalsekretär, der niederösterreichische Nationalratsabgeordnete Christian Stocker, für die Parteizentrale einen Kommunikationsprofi im Umfeld der ÖVP und der schwarzen Regierungsmitglieder rekrutieren. Am Ende fiel die Wahl auf Fleischmann – wohl auch mangels Alternativen und mit Billigung der niederösterreichischen ÖVP, in der Fleischmann seine Karriere begann.

Ebenfalls beendet wird die Zusammenarbeit des ÖVP-Klubs mit dem deutschen Berater Georg Streiter. Auch dieser war früher bei der „Bild“ tätig, als Leiter des Politik-Ressorts.  Streiter war über Diekmann vermittelt worden und kümmerte sich um strategische Fragen in Zusammenhang mit dem ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss.

In Zukunft will die Volkspartei ihre Message ohne Piefke-Power verbreiten.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.