profil-Morgenpost: Der neue Darling heißt Rudi

Sebastian Kurz ist nicht mehr der beliebteste Politiker Österreichs. Hoffentlich geht das gut für uns aus.

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Gesundheitsminister Rudi Anschober ist, laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Unique Research, derzeit beliebter als der Bundeskanzler. Ob Anschober das verdient oder nicht, soll hier nicht erörtert werden; über Geschmack erlaubt sich die Morgenpost kein Urteil. Außerdem kann man durchaus auch für jene Leute eine gewisse Sympathie empfinden, denen beide Herren gleichermaßen auf die Nerven gehen. Wie viele das sind, wurde leider nicht abgefragt. Es gibt also schon wieder eine Dunkelziffer.

Unklar ist auch noch, wie Sebastian Kurz mit dem Liebesentzug durch die Bürger umgehen wird. Der Arme hat damit ja keinerlei Erfahrung: „Nach 2.484 Tagen ist Kurz nicht mehr die Nr. 1“, titelte die Gratiszeitung „heute“ etwas grob. Illustriert wurde der Beitrag mit einem Foto von Rudi Anschober, auf dem er einen grün gemusterten Mund-Nasen-Schutz trägt und ein wenig so aussieht, als würde er gewerbsmäßig an Demos gegen Chemtrails teilnehmen. Aber im Juli 2020 steht die Maskerade natürlich nicht als Beweis für Schrulligkeit, sondern für politische Verantwortung. Sebastian Kurz muss sich wahnsinnig geärgert haben.

Mit Sicherheit tüftelt der Beraterstab des Kanzlers schon an Strategien, um den Chef wieder ins rechte Licht zu rücken. Hoffentlich überstehen wir das ohne einen zweiten Lockdown.

Wie die ersten sechs Monate des globalen Ausnahmezustands gelaufen sind und welche Lehren wir daraus ziehen können, beschreiben Siobhán Geets und Martin Staudinger in der aktuellen Ausgabe des profil. Ihre Rechercheergebnisse in Kurzform: Zu besseren Menschen sind wir durch das Virus eher nicht geworden. Gernot Bauer widmet sich dem traurigen Zustand des österreichischen Bundesheers und konnte Einblick in eine brisante Studie nehmen. „Schon in ein paar Jahren wird das Heer nicht mehr in der Lage sein, Wien im Falle eines konventionellen oder terroristischen Angriffs zu verteidigen“, schreibt Bauer.

Immerhin erfreulich, dass wir noch ein paar andere Sorgen haben als das leidige Virus. Einen schönen Dienstag!

Rosemarie Schwaiger

P.S. Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.

Rosemarie Schwaiger