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Dürfen Genesene geimpft werden?

Eine einfache Frage mit einer nicht ganz so einfachen Antwort.

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Guten Morgen!

Beim Impfen herrscht neue Euphorie. Biontech/Pfizer, der unbestrittene Liebling unter den Vakzin-Herstellern, liefert früher als geplant – und soll in den nächsten Wochen und Monaten für einen wahren „Impfturbo“ (Copyright: Bundesregierung) sorgen. Immerhin rund drei Millionen Dosen wurden in Österreich bereits verabreicht, ein Drittel der impfbaren Bevölkerung schon teilimmunisiert.

Mit dem Impfen in der Breite stellen sich aber auch neue Fragen. Ein Aspekt kam mir dabei zuletzt immer öfters unter - nämlich, wie es um Personen steht, die eine Corona-Erkrankung hinter sich haben: Dürfen auch sie bereits geimpft werden? Wie lange genau muss man allenfalls warten? Kann eine frühzeitige Impfung sogar gefährlich sein? Für immerhin über eine halbe Million Menschen drängen sich diese Fragen zunehmend auf. Vielleicht gehören ja auch sie, liebe Leserinnen und Leser, dazu.

Vom Impfarzt heimgeschickt

Aus dem Bekanntenkreis vernehme ich jedenfalls Unterschiedliches bis Kurioses: Da gibt es die Risikopatientin, die vier Monate nach ihrer Corona-Erkrankung vom Hausarzt unbürokratisch einen Impftermin bekam. Oder eine 92-jährige Dame, die im Dezember infiziert war und von ihrer Gemeinde dann im Jänner zum Impfen eingeladen wurde (sie lehnte diesen Termin, sowie vier weitere Angebote bisher ab). In einem anderen Fall meldete sich eine genesene Person regulär über die Impfplattform an, wurde vom Impfarzt vor Ort aber heimgeschickt. So weit, so unübersichtlich.

Das Gesundheitsministerium beruft sich auf das Nationale Impfgremium: Dort werde „empfohlen, dass eine Impfung sechs bis acht Monate nach laborbestätigter Infektion aufgeschoben wird, solange noch Impfstoffknappheit herrscht.“ Nach dieser Zeitspanne soll „laut momentanen Kenntnisstand“ wiederum nur eine Dosis verabreicht werden - diese sei „immunologisch gesehen als Boosterung“ ausreichend.

Was Abweichungen in der Praxis betrifft, wird seitens des Bundes auf die Länder verwiesen. Auf den dort eingerichteten Online-Anmeldeplattformen werden Unterschiede für Genesene nicht ausgeschildert. Tatsächliche Kontrollen gebe es auch in den Impfstraßen nicht, erzählt ein Impfkoordinator im Gespräch. Jede genesene Person sei angehalten, ihren Fall allenfalls mit dem Hausarzt zu besprechen. Sollte der „Impfturbo“ bald endgültig zünden, werden wohl zunehmend auch Genesene in Richtung Impftermin schielen.

Einem weiteren, interessanten Aspekt in der heimischen Impflogistik geht in der aktuellen profil-Ausgabe Kollege Stefan Melichar nach: So kam es zuletzt zum Clinch zwischen Ärzten und Apothekern, um die Frage, ob auch Pharmazeuten in Zukunft impfen dürfen. Warum es dabei auch ums Geschäft geht, lesen Sie hier.

Ich wünsche Ihnen noch eine angenehme Woche und baldiges Pieksen!

Thomas Hoisl

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