profil vor 25 Jahren: Briefbomben-Terror über Österreich

Ein Täter mit "großen Sprengstoff- und Zündmechanismus-Kenntnissen": Das profil vom 9. und 13. Dezember 1993.

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Anfang Dezember 1993 waren in Österreich zehn Briefbomben verschickt worden, von denen vier die Empfänger teilweise schwer verletzten – darunter den Leiter einer Caritas-Flüchtlingsberatungsstelle, eine Mitarbeiterin der ORF-Minderheitenredaktion und den Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, dessen linke Hand durch die Explosion verstümmelt wurde.

Die Briefbomben seien „Ausdruck fanatischen Fremdenhasses und gemeingefährlicher Intoleranz“, schrieb Hubertus Czernin in der profil-extra-Ausgabe vom 9. Dezember. Zum ersten Mal in der Zweiten Republik habe es Österreich „mit ernsthaftem politischen Terrorismus zu tun“. Der Täter habe „große Sprengstoff- und Zündmechanismus-Kenntnisse“, berichtete profil, die Konstruktion der kleinen Bomben sei „auf letale Wirkung ausgerichtet“, die Technik, so ein deutscher Sprengstoffexperte, „auf wesentlich höherem Niveau als all das, was sich die RAF früher so zusammengebaut hat“.

Viele Spuren führten in die Neonazi-Szene, berichtete profil wenige Tage später in der regulären Ausgabe vom 13. Dezember 1993. Die Polizei fand Waffen und Sprengstoffkomponenten, es gab Verhaftungen und jede Menge Täterprofile. Da ging es im allgemeinen Trubel fast unter, dass sich sowohl der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Michael Sika, als auch Stapo-Chef Oswald Kessler heimische Rechtsextremisten nicht so recht als Briefbomben-Urheber vorstellen konnten und Kessler zwischendurch auf einen ganz anderen Tätertypus getippt hatte: einen älteren, geistesgestörten Mann …

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