Blick aus dem Schloss Mirabell auf die Salzburger Altstadt
Wahljahr 2024

Wird diese Stadt bald dunkelrot?

Der Kommunist Kay-Michael Dankl hat gute Aussichten, bei der Wahl im Frühjahr Salzburger Bürgermeister zu werden.

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Der erste, viel zitierte Satz aus dem „Kommunistischen Manifest“ von Marx und Engels passt zu Salzburg wie der „Jedermann“: „Ein Gespenst geht um“, und zwar „das Gespenst des Kommunismus“. Das Gespenst ist allerdings aus Fleisch und Blut, 35 Jahre alt, und sein Name ist auch außerhalb Salzburgs geläufig: Kay-Michael Dankl. In zwei Monaten könnte Dankl noch bekannter sein. Der Historiker und Museumsführer hat die realistische Chance, Bürgermeister der Stadt Salzburg mit ihren 160.000 Einwohnern zu werden.

Ja, darf er denn das? Ein Kommunist im vielleicht schönsten Bürgermeisterbüro Österreichs, im Schloss Mirabell, von dem der Blick über den prächtigen Garten und die Kirchtürme des „Roms des Nordens“ hinauf zur Festung schweift? Ein Linkslinker in der ersten Reihe der Ehrengäste bei der Eröffnung der Festspiele in der Felsenreitschule und bei der Gala-Veranstaltung der Internationalen Salzburg Association – Smokingpflicht! – im Schloss Leopoldskron? Ein Revoluzzer beim Flanieren durch die barocke Altstadt vom Café Tomaselli über die Salzach zum Café Bazar?

Lassen die Salzburger und Salzburgerinnen das zu? So wie die Grazer und Grazerinnen die KPÖ zur stärksten Partei und Elke Kahr zur kommunistischen Bürgermeisterin machten? Kann gut sein. Denn das Bild vom bürgerlich-konservativen Lodenmantel-Salzburg ist ein mächtiges Klischee, mächtiger noch als Mozartkugel, Nockerl und Schnürlregen. Tatsächlich war die Landeshauptstadt immer rot dominiert. Und auch das Bürgertum wählte schon in der Vergangenheit offenherzig gemäßigte Radikale.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Sein journalistisches Motto: Mitwissen statt Herrschaftswissen.