Österreich

SPÖ im Online-Wahlkampf: “Nicht zu kommunizieren wäre der größte Fehler”

Wie sich die Kandidatinnen und Kandidaten in der Wahl um den SPÖ-Vorsitz auf Social Media in Stellung bringen – und wer dabei besonders heraussticht.

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Die aktuelle Situation ist für alle, die der Sozialdemokratie nahestehen, keine einfache. Aber ich weiß auch eines: Wir werden diese Situation meistern.” Wahlkampfauftakt á la Rendi-Wagner. Die amtierende SPÖ-Chefin wandte sich am vergangenen Wochenende per Video auf all ihren Social-Media-Kanälen an die Genossinnen und Genossen. 

Knapp 220.000 Follower zählt ihr Social-Media-Repertoir auf Facebook, Twitter und Instagram – auf TikTok ist die Partei-Chefin bisher nicht. Aber Rendi-Wagner erweitert ihren Online-Fanclub: Sie nützt für den internen Wahlkampf um die Stimmen der Mitglieder indirekt auch alle offiziellen Bundes-SPÖ-Kanäle und vervielfacht ihren Follower-Pool somit auf über eine halbe Million.

Davon können die beiden anderen prominenten Kandidaten, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler, nur träumen. Burgenlands Landeshauptmann nützt zwar ebenso den SPÖ-Account der Landesfraktion in Eisenstadt für seine Botschaften, kommt aber selbst damit auf nur knapp über 69.000 Follower. Auf Twitter ist Doskozil selbst nicht aktiv – und das könnte ihm zum Verhängnis werden. 

“Nicht zu kommunizieren wäre jetzt der größte Fehler”, erklärt Markus Zimmer, Geschäftsführer der Social Media Marktforschungsagentur Buzzvalue. Gerade im SPÖ-Umfeld sei Twitter ein wichtiger Kanal. Laut Zimmer sei es jetzt aber auch zu spät, sollte Doskozil auf ein eigenes Profil setzen, da Social-Media-Kanäle historisch wachsen – wie bei Andreas Babler. Der Traiskirchner Bürgermeister war immer schon sehr aktiv auf Twitter und verzeichnet derzeit auf all seinen Kanälen mit Abstand die meisten Zuwächse. “Das ist ein Zeichen der Mobilisierung”, führt Markus Zimmer weiter aus. Seine Agentur Buzzvalue hat die Zuwachszahlen verglichen. Bablers Follower-Kreis erweiterte sich nach seiner Kandidatur vor einer Woche um über 4300, Rendi-Wagner und Doskozil kommen gemeinsam auf knapp über 250 neue Fans. 

 

“Man darf Andreas Babler nicht unterschätzen. Er hat eine sehr große, aktive Anhängerschaft in den Sozialen Medien”, so Zimmer. Traiskirchens Bürgermeister hat seine Kandidatur direkt auf Twitter bekannt gegeben. Er ist auch der einzige, der aktiv auf TikTok interagiert. Die populäre Video-App ist die Plattform der Jungen. Im Kampf um die Stimmen der SPÖ-Parteimitglieder ist sie somit weniger wichtig; auch da das Durchschnittsalter der wahlberechtigten Genossinnen und Genossen derzeit 63 Jahre beträgt. 

Die Präsenz Bablers auf TikTok trägt aber wesentlich zu seiner Sichtbarkeit bei und vergrößert den Bekanntheitsgrad über die Parteigrenzen hinaus. “Babler positioniert sich hier schon längerfristig, für andere künftige Themen oder mögliche Wahlen”, so Markus Zimmer. Sehen konnte man das zuletzt bei der niederösterreichischen Landtagswahl. Babler konnte über 21.000 Vorzugsstimmen lukrieren – und zog dadurch für die SPÖ-Niederösterreich in den Bundesrat. 

Mit insgesamt knapp über 57.000 Followern auf all seinen Kanälen ist Babler seinem Parteikollegen aus dem Burgenland, Hans Peter Doskozil, nämlich dicht auf den Fersen.

Zauberwort “Interaktion”

Seit Bekanntgabe der einzelnen Kandidaturen um den Parteivorsitz wurde es lauter auf den Social-Media-Accounts der Kandidaten. Andreas Babler hat auf seinen Kanälen bisher 58 Posts abgesetzt, Rendi-Wagner 24 und Doskozil lediglich vier. Babler ist aber nicht nur Posting-König, sondern auch Meister der Interaktion. “Andreas Babler muss die Welle der Aufmerksamkeit nutzen”, führt Zimmer weiter aus. “In diesem internen Wahlkampf gibt es keine großen Wahldebatten, es wird keine Plakatkampagnen geben. Um so wichtiger sind die sozialen Medien. Man kann hier zielgerichtet Botschaften verbreiten”.

Aber gehen die Postings auch viral? Andreas Babler verzeichnete in den letzten sieben Tagen knapp 62.500 Interaktionen, Pamela Rendi-Wagner rund 15.000 und Hans Peter Doskozil 2300. Rendi-Wagner hat ebenso wie Doskozil einen Presse-Team im Hintergrund, das weiß, wie man Wahlkämpfe führt. In den folgenden Wochen wird man dies auch intensiv auf den SPÖ-Kanälen spüren. “Am schwierigsten wird es allerdings Hans Peter Doskozil haben. Hier fehlt eine gewisse Basis und Nähe zu Social-Media”, so Markus Zimmer. 

In Postings und Werbung für den Wahlkampf wurde laut Agentur Buzzvalue bisher allerdings noch nicht investiert. Auffällige Werbebeiträge seitens der SPÖ gab es bisher nur hinsichtlich der Landtagswahl in Salzburg, die am 23. April stattfindet. Dies dürfte sich in den nächsten Tagen und Wochen aber noch ändern. 

Maximilian Mayerhofer

Maximilian Mayerhofer

war bis Mai 2023 Online-Redakteur bei profil. Davor war er beim TV-Sender PULS 4 tätig.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.