ÖVP

Stelzer-Interview: „Was soll an einem Schnitzel rechts sein?“

OÖ-Landeshauptmann Thomas Stelzer über den Österreichplan von Karl Nehammer und die Werte der Volkspartei.

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In seiner Rede in Wels präsentiert Kanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann einen „Österreichplan“ und fordert unter anderem einen „Regimewechsel in der Wirtschaftspolitik“, weg vom „Interventionalismus und vom Etatismus“? Die ÖVP stellt seit 1987 den Wirtschaftsminister. Was ist da falsch gelaufen?
Thomas Stelzer
An manche Grundsätze muss man immer wieder erinnern. Wir haben wirkliche Ausnahmejahre hinter uns. Vor allem in der der Corona-Krise musste der Staat einspringen. Jetzt müssen wir wieder unser Profil schärfen und zeigen, dass wir auf Privatinitiative zu setzen.
Die ÖVP wird wieder die „Mehr privat, weniger Staat“-Partei sein?
Thomas Stelzer
Das ist unser Grundzugang. Unsere Werte sind klar, müssen aber immer wieder an das Heute angepasst werden.
Hat der Staat bei der Abfederung der Coronakrise zu viel getan?
Thomas Stelzer
Aus damaliger Sicht war das Krisenmanagement richtig, um Arbeitslosigkeit zu verhindern. Im Rückblick und mit dem Luxus des heutigen Wissens hätte man nicht so viel Geld ausgeben müssen.
Karl Nehammer fordert in seinem Österreichplan wieder ein ausgeglichenes Budget. Auch das Land Oberösterreich hat gesündigt. Werden Sie wieder mehr sparen?
Thomas Stelzer
Sobald es geht, werden wir zu einer Politik des Nulldefizits zurückkehren, schließlich hat sich Oberösterreich als einziges Bundesland gesetzlich zu einem Schuldendeckel verpflichtet. Jetzt geht es noch nicht. Die Wirtschaftsaussichten sind nicht rosig. 2023 hatten wir in Oberösterreich eine Rezession. Und bei der Transformation der Industrie hin zum Einsatz erneuerbarer Energie ist die öffentliche Hand gefragt. Das kostet.
Sie sind ambitionierter als der Finanzminister. Der Vorsitzende des Fiskalrats, Christoph Badelt, übt Kritik am mangelnden Sparehrgeiz von Magnus Brunner.
Thomas Stelzer
Ich gehe davon aus, dass auch der Bund unter ÖVP-Verantwortung Schulden abbaut und vielleicht auch über einen Schuldendecken nachdenkt
Der Bundeskanzler spricht sich für die Senkung der Lohnnebenkosten aus. Auch diese Forderung ist schon gut abgehangen.
Thomas Stelzer
Die ÖVP ist ja nicht allein in der Regierung. Man braucht einen Partner für Mehrheiten. Aber es ist gut, dass der Parteiobmann klar seine Ideen artikuliert. Die Senkung der Lohnnebenkosten sichert Arbeitsplätze.
Das Gefühl beschleicht sie nicht, dass es sich hier um alten Wein in neuen Schläuchen handelt?
Thomas Stelzer
Manche Dinge bleiben aktuell. Nur weil wir etwas schon lange fordern, heißt es nicht, dass es obsolet wäre.
In zehn Jahren wird ein möglicher ÖVP-Bundeskanzler wieder die Senkung der Lohnnebenkosten ankündigen.
Thomas Stelzer
Wenn wir in zehn Jahren immer noch einen ÖVP-Bundeskanzler haben, würde ich das begrüßen. Es gibt große Projekte, die von der ÖVP lange angekündigt und nun umgesetzt wurden, etwa die Abschaffung der kalten Progression.
Darüber werden spätere Finanzminister noch fluchen, weil es ihnen in Krisenzeiten Spielraum im Budget nimmt.
Thomas Stelzer
Österreich ist ein Land mit hoher Steuerbelastung. Diese wurde reduziert. Das bedeutet eben, dass der Staat noch genauer überlegen muss, wie er sein Geld einsetzt.
Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.