Medizin

Warum muss das Lorenz-Böhler-Spital schließen?

Bis spätestens Anfang April wird das Lorenz-Böhler-Spital in Wien-Brigittenau geräumt. Operationen sollen dann in anderen Krankenhäusern durchgeführt werden. Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Causa.

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Warum wird das Spital geschlossen?

Der Krankenhausbetreiber AUVA hat als Grund „bau- und brandschutztechnische Maßnahmen“ genannt. Die Mängel beim Brandschutz seien derart groß, dass das Spital rasch geschlossen und saniert werden muss. 

Seit wann bestehen diese Mängel?

Das Problem ist, so der Brandschutzgutachter Erich Kern, erstmals im vergangenen Sommer aufgetaucht, als bei Untersuchungen der Substanz des Gebäudes Mängel beim Feuerwiderstand festgestellt wurden. Die Ärztekammer spricht allerdings davon, dass schon seit 2014 brandschutztechnische Mängel bekannt waren.

Wenn die Mängel schon länger bekannt waren, warum muss das Spital jetzt so überstürzt schließen?

Das Gutachten habe gezeigt, dass der Mangel nicht zu kompensieren sei, so Kern. Im Brandfall würde das Gebäude zu schnell in sich zusammenstürzen, um eine sichere Evakuierung zu gewährleisten. Daher gäbe es nunmehr keine Alternativen für eine vorübergehende Schließung.

Bis wann muss das Krankenhaus geräumt werden?

Für die Absiedelung wurde eine Frist von einem Monat eingeräumt, während dieser Zeit soll die Berufsfeuerwehr Wien im Spital Bereitschaft halten.  

Warum gibt es so laute Kritik am Vorgehen der AUVA?

Die Kommunikation rund um die Schließung des Lorenz-Böhler-Spitals wird von vielen als undurchsichtig kritisiert – auch der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich in einem Interview mit der „Kronen Zeitung“ empört. Hacker sei zwar in die Pläne zur Schließung eingeweiht gewesen, aber es waren andere Pläne als die, die jetzt offenbar umgesetzt werden sollen. Es sei abgemacht gewesen, dass bestehende medizinische Teams „geschlossen eins zu eins an neue Orte übersiedeln“ – konkret das AKH und das Meidlinger Unfallkrankenhaus, wo es genug freien Raum gebe. Laut der Wiener Ärztekammer wären die Brandschutzprobleme bereits seit einem größeren Umbau im Jahr 2014 bekannt gewesen, ohne dass etwas passiert sei. Dass deshalb zehn Jahre später plötzlich dafür eine komplette Spitalsschließung nötig sein soll, ist für sie nicht nachzuvollziehen. Für Mittwoch ist außerdem eine Protestaktion des Krankenhauspersonals angekündigt.

Was passiert mit meinem Termin, den ich bereits im Lorenz-Böhler-Spital vereinbart habe?

Die Leistungen des Spitals werden auf andere Standorte, zum Beispiel das AUVA-Traumazentrum in Meidling oder das AKH, verlegt. Bis 9. März soll diesbezüglich laut AUVA ein konkretes Konzept vorgelegt werden. Eine Erstuntersuchungsambulanz für selbstkommende Patientinnen und Patienten soll in der Brigittenau bestehen bleiben. „Alle geplanten und akuten Operationen sowie notwendige Therapien werden an den alternativen Standorten durchgeführt werden“, betont die AUVA. Laut Gesundheitssprecher Hacker sollen allerdings bereits einzelne Operationen ersatzlos abgesagt worden sein.