Alan Reingruber, Geschäftsführer von ADX Österreich und Paul Fink, CEO von ADX Energy mit Sitz in Australien
Fragen und Antworten

Wem das Gas dann gehört, das Australier in Austria fördern wollen

Die geplante Gasförderung im oberösterreichischen Molln durch die australische Börsenfirma ADX sorgt für Aufsehen. profil traf die Geschäftsführung und beantwortet die wichtigsten Fragen.

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Bis wann könnte Gas fließen?
ADX rechnet innerhalb der nächsten sechs Monate mit einer staatlichen Lizenz für die Probebohrung. Die Wahrscheinlichkeit, dabei auf Gas zu stoßen, schätzt das Unternehmen auf 20-30 Prozent. Fließt dann tatsächlich Gas, müsste eine Gasaufbereitungsstation und eine 18 Kilometer lange Pipeline bis zur nächsten Hauptgasleitung verlegt werden. Dafür braucht es eine weitere Genehmigung. ADX veranschlagt rund zwei bis drei Jahre für den gesamten Prozess bis zum Vertrieb des Gases.
Wem gehört dann das Gas?
Unter der Erde gehört es dem Staat, über der Erde ADX. Die Republik bekommt für jeden verkauften Kubikmeter einen sogenannten Förderzins. Das sind zur Zeit 22 Prozent des Marktpreises.
Fließt das Gas nur nach Österreich?
ADX kann das Gas frei verkaufen - auch an Abnehmer außerhalb Österreichs. Allerdings zahlen diese wegen der steigenden Transportkosten einen höheren Preis. Deswegen ist der Verkauf in Österreich am wahrscheinlichsten.
Kann ADX im Krisenfall gezwungen werden, exklusiv an Österreich zu liefern?
Nein. Außer durch Verstaatlichung oder Enteignung.
Wem gehört das Bohr-Grundstück?
Den österreichischen Bundesforsten. Diese haben ADX das Bohr-Grundstück gegen eine Pacht überlassen.
In Molln hat sich Protest formiert. Kann das Projekt noch gestoppt werden? 
Die Sektion Bergbau, die im Finanzministerium angesiedelt ist, hat ADX die sogenannte Aufsuchungslizenz erteilt. Diese ermöglicht es ADX eine Genehmigung einer Bohrung zu beantragen. Die zuständige Bergbehörde erteilt nach Vorlage aller notwendigen Unterlagen und unter Einbindung weiterer Behörden dann eine Lizenz für Probebohrungen. In Rahmen dieses Verfahrens könnte eine Bohrung auch gestoppt werden.
Mit welchem Widerstand rechnet ADX?
Mit keinem großen, weil die Bevölkerung in dieser Region historisch mit der Gas- und Ölförderung vertraut sei; und weil Gas aus Österreich einen Beitrag zur größeren Unabhängigkeit von russischem Gas liefern könne.
Und wenn die Bohrstelle von Umweltaktivisten belagert wird?
Dann würde ADX alle rechtlichen Mittel ausschöpfen - bis zur Räumung. Entscheidend für das Projekt sei der breite Rückhalt in Politik und Bevölkerung.
Wie landete die australische Firma in Österreich?
CEO der australischen Muttergesellschaft ADX ist der Steirer Paul Fink. Er arbeitete lange bei der OMV, auch viele Jahre in Australien. Als die RAG Austria AG – das größte Gas- und Energiespeicherunternehmen Österreichs – 2019 ihr Engagement in der Erdgassuche 2019 einstellte, wurde die ADX aktiv und gründete eine Österreich-Tochter mit dem früheren RAG-Mitarbeiter Alan Reingruber als Geschäftsführer. ADX Österreich führt die früheren Erdölfelder der RAG in Niederösterreich und die Erdgas-Sondierungsprojekte in Oberösterreich seither weiter.
Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.