Kinderbetreuung

Wie viele Väter gehen in Karenz - und wie lange?

Die Regierung will den Anteil der Männer, die in Karenz gehen, erhöhen. Doch die Republik weiß erstaunlich wenig über Väter, die zu Hause bleiben. Ein Überblick über die Datenlage.

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Wie weit der Weg noch ist, zeigte eine Neuerung, die die Regierung stolz verkündete: In Zukunft sollen von den 24 Monaten, die ein Elternteil bisher maximal in Karenz gehen konnte, zwei für den anderen Elternteil reserviert sein. Weil Frauen noch immer den Großteil der Betreuungspflichten übernehmen, bedeutet das realpolitisch: Mütter können maximal 22 Monate in Karenz. Die restlichen zwei Monate dürfen nur vom Vater genutzt werden – wobei er natürlich auch länger zu Hause bleiben kann. Damit erhofft sich die Regierung, die Beteiligung der Männer nach der Geburt zu erhöhen.

Wie viele Väter derzeit in Karenz sind, weiß die Republik nicht: Die Zahlen werden nicht erhoben. Nur wie viele Männer Kinderbetreuungsgeld (KBG) beziehen ist bekannt. Aber Achtung: Das bedeutet nicht automatisch, dass sie auch in Karenz sind. Denn wer ein gewisses Einkommen nicht überschreitet, kann das Geld trotzdem beziehen. Mehr Informationen bieten Studien, die die Arbeiterkammer regelmäßig durchführt. Ein Überblick.

Die Anzahl der Männer, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, stieg bis ins Jahr 2017, dann nahm die Zahl wieder ab. Im Coronajahr 2020 war der Wert besonders gering. Aktuellere Zahlen gibt es noch nicht. Das Bundeskanzleramt wertete für Kinder, die im Jahr 2018 geboren wurden, allerdings die Väterbeteiligung nach Bundesland aus. Die Zahlen zeigen: Wie oft Männer Kinderbetreuungsgeld beziehen (und dadurch in vielen Fällen auch in Karenz gehen) ist regional sehr verschieden.

Der Frage nach der Väterbeteiligung kann man sich auch mit anderen Daten annähern: Laut Daten des Bundeskanzleramtes bezogen im Jahr 2022 rund 9100 Väter Familienzeitbonus. Das ist das Geld, das Partner erhalten, wenn sie in den Papamonat gehen oder ihre Tätigkeit als Selbstständige unterbrechen. Der Katholische Familienverband gab auch eine Studie zu dem Themenbereich in Auftrag: Demnach gaben acht von zehn Männern in Karenz an, in diesem Zeitraum auch überwiegend für die Kinderbetreuung zuständig gewesen zu sein. Die Arbeiterkammer analysierte auch, wie lange Väter in Partnerschaften im Zeitraum zwischen 2006 und 2018 in Karenz gingen - und wie lange.

Die Arbeiterkammer analysierte auch die partnerschaftliche Aufteilung bei Paaren, in denen die Frau vor der Karenz erwerbstätig war. Auch hier zeigt sich: Mütter sind nach wie vor großteils alleine für die Kinderbetreuung verantwortlich.

Die Daten zeigen allerdings auch: Wenn die Mütter mehr verdienen, steigt auch der Anzahl der Väter in Karenz. Je höher das Brutto-Monatseinkommen der Frau ist, desto höher ist eben auch der Anteil der Männer, die die Kinderbetreuung übernehmen.

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.