Wirecard: Ministerien sondieren

Mehrere Ressorts in den Ministerien nutzen den zusammengebrochenen Zahlungsdienstleister Wirecard. Nun werden Alternativen geprüft.

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Nicht nur, dass die Ex-Vorstände von Wirecard, Markus Braun und Jan Marsalek, gute Kontakte in die heimische Politik pflegten. Der von ihnen bis Juni 2020 geführte DAX-Konzern kann auch auf geschäftliche Beziehungen zu österreichischen Ministerien verweisen. Nach dem Zusammenbruch des Zahlungsdienstleisters, der im Zentrum von Betrugsermittlungen steht (Braun bestreitet sämtliche Vorwürfe, Marsalek ist auf der Flucht), und der Insolvenz wichtiger Unternehmensteile überlegt man sich in den Ressorts nun, wie es weitergeht.

Ein Beispiel: das beim Finanzministerium angesiedelte Register der wirtschaftlichen Eigentümer heimischer Unternehmen. Die Nutzungsbedingungen für die Einsicht in das Register sehen vor, dass die Bezahlung der Nutzungsentgelte "ausnahmslos auf elektronischem Wege durch das dem Register angebundene Zahlungssystem der Wirecard Central Eastern Europe GmbH" erfolgt. "Da der Geschäftsbetrieb von Wirecard im Rahmen des Insolvenzfortbetriebs weitergeführt wird", rechne man derzeit noch über Wirecard ab, teilt ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage mit. Für den Fall, dass Wirecard kurzfristig ausfallen sollte, sei ein Notfallplan eingerichtet worden, der unter anderem eine Bezahlung mit Bestellcode vorsehe. "Für eine langfristige Lösung der Durchführung von Online-Zahlungen werden aktuell die Leistungen der am Markt befindlichen Anbieter sondiert."

Sondiert wird auch im Innenministerium. Dort läuft der Zahlungsdienst für die Bürgerkarte über Wirecard.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von tauwetter, dem profil-Podcast zur Klimakrise.