Michaela Ernst: Schicke Chance

Der Wahlkampf hatte auch etwas Gutes: Die Hautevolee ist zurück.

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So nervenzerreißend diese Wahlkampftage auch waren, haben sie doch ihr Gutes hinterlassen. Zum Beispiel die beiden lang vermissten Wörter Hautevolee und Schickeria. Aus der Mottenkiste geholt wurden sie von der FPÖ, die damit den typischen Van-der-Bellen-Wähler zu charakterisieren meinte. Kaum stand das neue Staatsoberhaupt fest, postete der Kabarettist und Autor Thomas Maurer auf seiner Facebooksite: „Es ist amtlich: Österreich ist weltweit das einzige Land mit über 50% Hautevolee.“

Wir tragen die Red Carpets und manikürten Rasen nun amtlich bestätigt in uns

Aus stilistischer Sicht ist das höchst erfreulich, denn es bedeutet, dass sich das Straßenbild rapide zum Besseren wandelt: Frauen dürfen wieder zur großen Robe greifen, auf Stilettos balancieren und extravagante Hütchen schwingen, ohne sich overdressed zu fühlen. Männer können in einem Befreiungsschlag ihre mausgrauen Anzüge von sich werfen und in schicke, aus italienischem Tuch gewebte Ensembles schlüpfen – farblich durchdacht, mit blendendem Schuhwerk und raffiniert kontrastierendem Stecktuch oder/und Krawatte. Wir werden nicht mehr neidisch zu Cannes-Filmfestspielen, Ascot-Rennen oder Seitenblicke-Beiträgen schielen müssen, um unsere Sehnsucht nach Eleganz und besserem Leben zu stillen, wir tragen die Red Carpets und manikürten Rasen nun amtlich bestätigt in uns.

Der andere positive Effekt unseres neuen Schickeria-Daseins ist die gute Stimmung, die es erzeugt. Wir alle wissen: Nichts bringt die Wirtschaft mehr in Schwung als ein breit gestreuter Optimismus. Très chic!, würde der Franzose rufen. Also: Machen wir etwas daraus.