#brodnig: Danke, Computer

Ist Spracherkennung Traum oder Alptraum? Bisher unklar.

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Glück im Unglück, so lässt sich beschreiben, was einer Amerikanerin im Bundesstaat New Mexico passierte. Ihr eifersüchtiger Freund soll sie verprügelt und mit dem Tod bedroht haben. Anscheinend warnte er sie auch davor, die Polizei zu rufen. In der Wohnung stand jedoch ein Gerät mit Spracherkennung, das den Mann offensichtlich missverstand und die Polizei alarmierte, worauf die Cops wegen häuslicher Gewalt einschritten und später zu Protokoll gaben, dass die Software womöglich Leben gerettet habe.

Ein faszinierender Fall, bei dem fehlerhafte Software doch einen positiven Effekt hatte: Bisher ist nicht klar, welches Gerät genau in der Wohnung stand und die Polizei rief. In den USA sind aber Gadgets wie Amazon Echo oder Google Home, die über Sprachbefehle gesteuert werden, weitaus stärker verbreitet als in Europa – und es ist nicht das erste Mal, dass die Software etwas falsch verstanden hat. Schlagzeilen machte Amazon Echo, als das Gerät etlichen Amerikanern ein Puppenhaus bestellte -bei ihnen lief im Hintergrund der Fernseher, und die Spracherkennung missverstand einen Satz des Moderators. Das Ganze zeigt, wie unausgereift Spracherkennung ist – so reibungslos wie in der Science-Fiction-Reihe "Star Trek" funktioniert die Technologie längst noch nicht. In der Serie ordnet die Raumschiff-Crew dem Computer verbal an, was sie essen möchte, wie hell das Licht sein soll oder welche Raumtemperatur sie wünscht.

Spracherkennung hat einen großen Nachteil: Diese Geräte müssen ständig mitlauschen, um unseren Worten folgen zu können.

Die Frage ist allerdings gar nicht, ob unsere Computer ebenso klug und gesprächsfreudig wie in "Star Trek" werden, sondern ob uns das recht ist. Spracherkennung hat einen großen Nachteil: Diese Geräte müssen ständig mitlauschen, um unseren Worten folgen zu können. Das macht sie zum mächtigen Überwachungstool für neugierige Hacker oder aufdringliche Geheimdienste. Eines wird nämlich bei "Star Trek" oft übersehen: Privatsphäre und Datenschutz scheinen in dieser Zukunft kein großes Thema mehr zu sein.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.