Ingrid Brodnig

#brodnig: Her mit dem Geld!

Warum Facebooks digitale Währung Banken und Staaten nicht behagt.

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Wir müssen über Libra sprechen. Das ist jene digitale Währung, die Facebook gemeinsam mit anderen Unternehmen etablieren will. Für den Konsumenten wird versprochen, dass es billiger und einfacher werden soll, Geldbeträge zu übertragen. Eine Überweisung zu tätigen, soll so simpel sein wie das Senden einer SMS. Offensichtlich achtet Facebook darauf, diesen riesigen Schritt nicht im Alleingang zu tätigen: Verwaltet soll die Währung von der Libra Association mit Sitz in Genf werden, in der alle Mitglieder je eine Stimme haben.

Zum Start waren fast 30 Unternehmen und Organisationen neben Facebook involviert, darunter der Fahrtenvermittler Uber, der Bezahldienst PayPal und die großen Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard. Keine einzige Bank ist bisher dabei. Kein Wunder, denn Facebook und Co. etablieren eine Parallelstruktur zu klassischen Finanzdienstleistungen. Diese Parallelstruktur kann bedeutend werden, wenn es Facebook gelingt, einen signifikanten Teil seiner 2,38 Milliarden monatlichen Nutzer zum Einsatz dieser Währung zu motivieren.

Für klassische Banken sind diese Pläne schon allein deshalb unbehaglich, weil Libra einen Teil ihrer Einnahmen gefährden könnte (etwa bei Überweisungen in Länder mit fremder Währung). Auf lange Sicht stellt sich die Frage, welche Fülle an Funktionen Libra bieten wird.

Digitale Märkte folgen oft dem "Winner-takes-all"-Prinzip: Ein starker Anbieter reißt den Großteil des Markts an sich. Martin Wolf, Chefkommentator der "Financial Times", warnt, dass schlimmstenfalls eine weltweit dominierende "Mono- Bank" entstehen könnte. Staaten wie die USA, Frankreich und Deutschland zeigen sich kritisch. Im US-Kongress gab es schon eine Anhörung. Deutschlands Finanzminister Olaf Scholz meint: "Die Herausgabe einer Währung gehört nicht in die Hände eines Privatunternehmens." Facebook wiederum sagt, Libra sei nicht gedacht als Gegenmodell zu staatlichen Währungen. Die Bedenken sind enorm, vieles ist unklar. Aber: Aus Facebooks Sicht ist der Plan genial. Das Unternehmen kann nur mehr schwer am Usermarkt wachsen - es hat ja schon ein Milliardenpublikum. Aber natürlich kann Facebook versuchen, noch mehr lukrative, neue Funktionen anzubieten, ein noch zentralerer Teil unserer Gesellschaft zu werden - und was bitte schön ist zentraler in unserem Leben als der alltägliche Umgang mit Geld?

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Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.