KRITIK ALS ALLTAGSPHÄNOMEN: Kulturminister Thomas Drozda

Staatspreis für Kunstkritik

Ein Paket zur Förderung der Kunstkritik: Der Minister macht Geld fürs Schreiben über bildende Kunst locker. Ganz unproblematisch ist das nicht.

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Ob die Kunstkritik in jener Krise, die ihr vielerorts seit Jahren unterstellt wird, tatsächlich steckt, darüber lässt sich trefflich streiten. Der politische Versuch, die sachkundige Kommentierung künstlerischer Arbeiten zu schützen, ist jedenfalls ehrenwert. Wenn Thomas Drozda, der als Bundesminister ja nicht nur für Kunst und Kultur, sondern auch für Verfassung und Medien zuständig ist, neben den existierenden Staatspreisen für Kulturpublizistik und Literaturkritik nun einen weiteren, mit 10.000 Euro dotierten Preis für Kunstkritik ankündigt, ist Vorsicht dennoch angebracht.

Fünfköpfige Jury

Es sei Drozda "wichtig, dass in Österreich wieder mehr über Kunst und Kultur gesprochen und geschrieben wird“ als "fester Bestandteil unseres Alltags“, so steht in dem Papier zu lesen, das die neue Offensive detailliert. Die Nominierungen für den alle zwei Jahre zu verleihenden Staatspreis für Kunstkritik soll eine fünfköpfige Jury einbringen, in der mit Mumok-Direktorin Karola Kraus und der Grazer Kunsthaus-Chefin Barbara Steiner auch Institutionsleiterinnen sitzen werden, denen wohlwollende Rezensionen ihrer Ausstellungen durchaus helfen können. Österreichische Kunstbuchverlage sollen gezielt gefördert und sechs Wien-Reisen für internationale KunstkritikerInnen finanziert werden, denen so die hiesige Kunstszene nahegebracht werden soll. Die Stipendiaten sollen anschließend, so der ministerielle Wunsch, Beiträge dazu in "heimischen Medien“ sowie in ihren "Heimatmedien“ verfassen.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.