#brodnig: Zu finden unter F wie Fiktion

Keine Falschmeldung: Coole Bibliothekare gibt es wirklich!

Drucken

Schriftgröße

Ich hege ja schon länger den Verdacht, dass Bibliothekare wirklich großartige Menschen sind - was im Zeitalter der digitalen Desinformation nun umso sichtbarer wird.

In den USA haben Schulbibliothekarinnen angefangen, Kindern selbstständiges Recherchieren beizubringen. Sie halten Kurse über "digitales Leben“ und seriöse Berichterstattung ab. Sie erklären, woran man Fake News, also Falschmeldungen, erkennen kann - etwa daran, dass im Text nur vage Quellen oder gar keine Quellen vorkommen (damit der Betrug nicht so leicht auffliegt).

Natürlich sind solche Maßnahmen eine Reaktion auf Donald Trump, Präsident und oberster Rüpel der USA, dessen Mitarbeiter sogar die Existenz "alternativer Fakten“ herbeidichten. In Zeiten derartiger rhetorischer Täuschungsmanöver sind spröde, akribische Bibliothekare eine Wohltat. Das gedruckte Buch mag zunehmend durch seine elektronischen Nachfahren ersetzt werden - die Kompetenz, Texte sinnerfassend lesen zu können, ist aber umso wichtiger in einer Zeit, in der Unsinn per Klick weiterverbreitet wird.

Auch in Österreich haben wir kecke, netzaffine Bibliothekare. Ja, wirklich! Einen der lustigsten Facebook-Accounts betreiben die Büchereien Wien - und ihre Social-Media-Beauftragte Monika Reitprecht. Mit viel Selbstironie zeigt sie den skurrilen Alltag inmitten von Bücherregalen. "Eine der größten Herausforderungen für BibliothekarInnen ist der Medienwandel. Und Maroni, die sich nicht von der Schale lösen“, schrieb sie neulich. Gern berichten Kollegen und sie von Leseranfragen: "‚Sollte das Buch nicht mehr auftauchen, wie verhalte ich mich?‘ Unauffällig.“

Ob das gedruckte Buch eine Zukunft hat? Ich weiß es nicht - aber ich hoffe, dass die Profession des Bibliothekars weiter besteht, weil wir mehr und nicht weniger Aufklärung brauchen. Und weil es gut ist, online zu erfahren, dass das Buch "Tribute von Panama“ nicht im "Surschnitzel-Verlag“ erschienen ist und auch nicht so heißt.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.