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Die Feststellung, dass selbst vermeintlich perfekt funktionierende Systeme für Defekte anfällig sein können, ist nicht weiter überraschend. In Bezug auf das System Deutschland muss man sich allerdings erst daran gewöhnen. Jahrelang galten unsere Nachbarn als Musterschüler, was politische Stabilität und wirtschaftliche Potenz betrifft. Doch nach dem Flüchtlingsdrama vor drei Jahren geriet Europas größter Mitgliedsstaat zusehends aus der Balance und scheint mittlerweile sogar ernsthaft zu wackeln – Krisensymptome, wo man hinschaut. „Deutschland ist verunsichert, gespalten, ohne verlässliche Führung. Fehler können passieren, aber schlimmer ist, dass die Deutschen nicht wissen, worin die Fehler bestanden“, schreiben Robert Treichler und Christoph Zotter in der aktuellen Titelgeschichte. Spott und Häme seien jedoch unangebracht: „Es geht um alles. Kippt Deutschland, kippt Europa.“

Joseph Gepp beleuchtet die Probleme in einer deutschen Schlüsselbranche, der Autoindustrie, und identifiziert nicht wenige davon als hausgemacht. Christina Hiptmayr spricht mit Thomas Mayer, dem ehemaligen Chefvolkswirt der Deutschen Bank, über Klumpenrisiken, Elitenhass und den bedrohlichen Stillstand in der Ära Merkel. Christina Pausackl unterzieht die sogenannte Einigung im Asylstreit zwischen CDU und CSU einer kritischen Prüfung. Und Sven Gächter inspiziert die jüngste unter Deutschlands Großbaustellen: den Fußball. Das blamable Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM in Russland fügt sich nahtlos in das Bild einer allgemeinen Misere. Europa kann nur hoffen, dass die heftigen Turbulenzen in seinem Machtzentrum („Frankfurter Allgemeine Zeitung“) nicht der Anfang vom Ende der EU sind. Noch einmal Treichler und ­Zotter: „Deutschland, wir brauchen dich!"

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