Mehr als nur Laptops

Damit Österreichs Bildungssystem mit der Digitalisierung Schritt halten kann, fördern öffentliche und private Organisationen innovative Projekte.

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Wie sieht die Schule der Zukunft aus?
Mit dieser Frage beschäftigt sich die vom Bildungsministerium finanzierte Innovationsstiftung für Bildung seit 2017. Stiftungsvorstand Jakob Calice zieht Bilanz: „Die Stiftung hat seit ihrer Gründung für die Bildung in Österreich einiges weitergebracht. Wir haben einige neue innovative Formate entwickelt, etwa eine Reihe von  Programmen aufgesetzt, mit denen wir Schulen zu Entwicklung und Eigenengagement motivieren, Ressourcen  fürs Experimentieren bereitstellen und die Zusammenarbeit über die institutionellen Grenzen hinaus forcieren. Es  gibt einen tollen Humus an gestaltungsfreudigen Bildungsinnovatorinnen und Bildungsinnovatoren.“ Konkret hat  ie Stiftung unter anderem in digitale Unterrichtsmaterialien und Innovationslabore, in denen experimentiert wird, investiert. Mit dem Staatspreis für innovative Schulen zeichnet die Organisation zukunftsorientierte Projekte aus,  der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert und wird im Herbst 2023 zum zweiten Mal verliehen.

Vernetzung der Bildungsinnovatoren
„Am wichtigsten ist es, an der autonomen Gestaltungskraft von Schulen zu arbeiten. Schulleitungen brauchen Zeit, finanzielle Spielräume, Leadership-Skills und entsprechendes Team, um ihre Schulen und deren spezifischen Herausforderungen zu bearbeiten“, beschreibt Calice die Herausforderungen der pädagogischen Betriebe. Deshalb will die Innovationsstiftung mehr Private zu Investitionen ins Bildungssystem motivieren. Als Beispiel nennt der Vorstand die Stiftung für Wirtschaftsbildung, die mit sechs Partnern gegründet wurde. Diese fördert unter anderem einen Schulschwerpunkt für wirtschaftliche Allgemeinbildung: „Manche Schulen führen da sogar autonom ein eigenes Schulfach ein.“ Außerdem will Calice mit der Innovationsstiftung den  Shwerpunkt auf Digitalisierung setzen: „Die Unterstufe ist flächendeckend vom Staat mit Geräten ausgestattet. Wir wollen jetzt vor allem die Lehrpersonen in den Blick nehmen und wie sie ihren Unterricht so gestalten können, dass sie sich mehr Freiräume schaffen können.“

2021 stellte das Bildungsministerium 250 Millionen Euro für Laptops und Tablets für Schülerinnen und Schüler bereit, bis November 2022 wurden rund 270.000 Geräte ausgegeben. Der Bundesverband der Elternvereine kritisierte an der Initiative, dass es in den Schulen an Internetzugängen und Steckdosen mangele. Calice betont, dass es auch Unterstützung aus dem privaten Sektor brauche, aktuell hat die Organisation 30 Partner aus dem Unternehmenssektor und Privatstiftungen: „Dieses zusätzliche Engagement brauchen wir in Österreich, um  Innovationen voranzutreiben.“

Zurück zur Frage, wie die Schule der Zukunft aussehen könnte: „Sie sollte ein Ort sein, an dem sich Schüler  und Lehrkräfte wohlfühlen und gerne hingehen. Dann lehrt und lernt es sich auch leichter. Eine innovative Schule ist auch eine, die ständig an sich selbst arbeitet, ihrem strategischen Konzept, ihrer Unterrichtsqualität, an ihrer Schulkultur”, sagt Jakob Calice. Nach diesen Kriterien suche die Stiftung auch die innovativen Schulen für den Staatspreis aus.

Digitale Kompetenzen in der Lehre
Zukunftsorientierung ist auch in der Lehre gefragt, und auch hier sollen neue Technologien unterstützen. Anna Gawin hat mit Apprentigo eine Plattform gegründet, die genau das vorantreiben möchte: „Die Duale Ausbildung erfährt im 21. Jahrhundert ein großes Comeback. Dies ist auf die Digitalisierung und die Tatsache zurückzuführen, dass dank neuester Technologien wie Künstlicher Intelligenz die erforderliche Ausbildungszeit erheblich verkürzt wird, um am Arbeitsmarkt aktiv zu werden.“ Aus ihrer Arbeit mit Lehrbetrieben und Ausbildern weiß Gawin, welche Fähigkeiten gefragt sind: „An erster Stelle steht die Problemlösungskompetenz und Handlungskompetenz, gefolgt von Teamarbeit und Lernwillen. Leider sind dies alles Kompetenzen, die im  schulischen Umfeld nicht immer an erster Stelle stehen.“ Mit ihrem Unternehmen Apprentigo will sie deshalb Ausbilder bei der Förderung dieser Kompetenzen durch innovative Formate helfen. So veranstaltet Apprentigo Hackathons für Lehrlinge, bei denen gemeinsam Lösungen erarbeitet werden und so die digitalen und sozialen Kompetenzen gleichzeitig gefördert werden: „Durch diese Aktivitäten möchten wir das Potenzial der  Auszubildenden aufzeigen und betonen, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung von Unternehmensprozessen leisten können. Sie erleben täglich die Herausforderungen, die oft von der  Managementebene nicht erkannt werden. Mit unserem Ansatz möchten wir die Lehre zukunftsfähig machen.“