Wirtschaft

Burgenland: Wasserstoff-Prestigeprojekt mit Makel

Im Burgenland soll das größte Wasserstoffprojekt des Landes entstehen. Der erneuerbare Strom ist da, aber das Wasser ist rar.

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Im Februar wächst nicht viel auf den Feldern, flache braun-grüne Äcker liegen links und rechts der Bundesstraße. In der Ferne zeichnen sich die ersten Windräder ab. Auf dem Weg nach Zurndorf reiht sich tatsächlich eines an das nächste. Es ist schwer zu übersehen, die Energiewende ist hier in vollem Gange. Kurz nach dem Ortsschild ziert das Wappen der 2000-Einwohner-Gemeinde einen Kreisverkehr. Zwei Hechte, gekreuzt wie zwei Schwerter, begrüßen die Besucher. Sie liegen im Trockenen, und zwar wortwörtlich, denn  knappe 20 Kilometer vom Neusiedler See entfernt ist das Wasser knapp.

Der Landesversorger Burgenland Energie plant hier gemeinsam mit dem Stromerzeuger Verbund einen Elektrolyseur, der grünen Wasserstoff gewinnt. In drei Jahren sollen 60 Megawatt produziert werden, ab 2030 sind 300 Megawatt geplant. Damit erfüllt das Projekt allein ein Drittel des Wasserstoffziels der Regierung. Das Vorhaben ist somit kein Versuchskaninchen mehr, sondern das erste Wasserstoffprojekt in Österreich, das industriell relevant ist. Eine Pipeline soll dann den Wasserstoff nach Schwechat und Wien bringen. Mit einem Schlag soll dadurch die Industrie um einiges grüner werden. OMV, Borealis und Wien Energie sind mit dabei. Doch die Bilder des austrocknenden Neusiedler Sees brannten sich ins Gedächtnis ein. Landwirte fürchten um das wenige Wasser in der Trockenregion. Ein innovatives Projekt trifft also auf die Realität. Ist die Klimakrise schneller als die Anpassung daran? Und wie verteilen wir knapper werdende Ressourcen um? Ein Spannungsfeld tut sich auf, das uns in Zukunft öfter beschäftigen wird. 

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.