Joseph Gepp: An Getrickstem tricksen

Wenn ein großer Skandal ans Licht kommt und eine Hiobsbotschaft die nächste jagt, geht zuweilen der Überblick verloren. Dann muss man sich vor Augen führen, wie diese neueste Botschaft in die große Geschichte passt. So wie beim VW-Skandal.

Drucken

Schriftgröße

Die Schlagzeile dieser Woche: Es gehe nicht allein um Diesel-Autos, sondern auch um Benziner. Genauso wenig sei ausschließlich beim Schadstoffausstoß getrickst worden, sondern auch beim Verbrauch. Konkret hat VW dies für 800.000 Autos zugegeben.

Was bedeutet das? Bereits seit Jahren ist bekannt, dass bei der Feststellung des Verbrauchs von Autos in einer halblegalen Weise getrickst wird. Mithilfe von Spezialreifen und anderen Scherzen erreichen die Autokonzerne völlig unrealistische Testergebnisse, was den offiziellen Verbrauch der Wagen betrifft.

Wer Gesetze macht, sollte deren Überprüfung nicht ausgerechnet den von ihnen betroffenen Konzernen überlassen.

Volkswagen scheint aber darüber hinaus weiter getrickst zu haben. Und zwar diesmal nicht mithilfe komplizierter Software oder noch raffinierterer Spezialreifen. Sondern schlicht mit Lügen. Die Motorabteilung des Konzerns scheint die (ohnehin im Testverfahren geschönten) Verbrauchswerte zu gering angegeben zu haben. Am Getricksten wurde quasi nochmals getrickst.

Die neueste Wendung der Affäre bekräftigt eines: Die Tests müssen dringend europaweit harmonisiert, strenger gestaltet und vor allem von den Staaten selbst durchgeführt werden - und nicht, wie derzeit, von Prüfunternehmen im Auftrag der Autoindustrie. Wer Gesetze macht, sollte deren Überprüfung nicht ausgerechnet den von ihnen betroffenen Konzernen überlassen. Das hat schon bei Banken und Rating-Agenturen ins Desaster geführt.