Interview

Muss sich die Gastronomie neu erfinden, Herr Figlmüller?

Sture Banken, faire Lebensmittel, ausbleibende Mitarbeiter: Hans Figlmüller vom berühmten Wiener Schnitzel-Imperium über tiefgreifende Veränderungen in der Gastro-Branche. [E-Paper]

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profil: Das berühmte Figlmüller-Schnitzel lockt in normalen Zeiten Touristen aus der ganzen Welt in Ihre Wirtshäuser in der Wiener Innenstadt. Nun ist seit eineinhalb Jahren Corona – ein schwerer Schlag für die gesamte Branche, aber nicht das einzige tiefgreifende Problem. Weitere Grundsatzthemen gibt es zum Beispiel im Personalbereich, aber auch mit Blick auf nachhaltige Lebensmittelproduktion. Muss sich die Gastronomie neu erfinden?
Figlmüller: Ich glaube, die Gastronomie wird – so wie viele andere Branchen – nach Corona das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit noch viel stärker verankern. Corona ist diesbezüglich ein Beschleuniger.


profil: Dazu später mehr. Wie hat sich die Pandemie auf Ihre Unternehmensgruppe, die insgesamt sechs Lokale umfasst, ausgewirkt?
Figlmüller: Wir erzielen 50 bis 60 Prozent unseres Umsatzes mit dem Tourismus. Vor Corona machten wir einen Jahresumsatz in schöner zweistelliger Millionenhöhe. Dann waren wir auf null. Derzeit sind wir annähernd auf Vor-Corona-Niveau – bei rund 70 bis 100 Prozent der Umsatzniveaus in jenen Betrieben, die wir geöffnet haben. Zwei sind allerdings noch geschlossen, einer davon am Flughafen.


profil: Wir stehen jetzt am Beginn der vierten Corona- Welle. Glauben Sie, dass eine 1G-Regelung in der Gastronomie kommen wird – also Zutritt nur für Geimpfte?
Figlmüller: Na ja, freiwillig will niemand 1G, aber 1G wäre immer noch besser als 0G. 0G heißt: null Gäste und geschlossen. 80 bis 90 Prozent unserer Gäste sind geimpft. Daher würde es uns – glaube ich – nicht so hart treffen. Wenn es die einzige Möglichkeit ist, 0G zu vermeiden, dann werden wir damit zurechtkommen müssen.

profil: Leistet die Regierung genug, um den Unternehmen zu helfen, die ja ohne Verschulden in diese Situation geraten sind?
Figlmüller: Die Maßnahmen haben schon sehr geholfen. Nicht verstanden habe ich, warum es eine Deckelung gab: Wir als großes Unternehmen haben prozentuell weniger Unterstützung erhalten. Die Kurzarbeit war natürlich eine große Unterstützung. Aber andere Hilfsgelder sind teilweise sehr langsam geflossen. Wir haben in einem unserer Betriebe den Fixkostenzuschuss 1 – also für den ersten Lockdown – erst Anfang Juli 2021 bekommen. Ohne Reserven wäre das sehr brenzlig gewesen.

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Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).