Wirtschaft

OMV präsentiert Gewinneinbruch im ersten Halbjahr und bestätigt großen Gasfund in Österreich

Gewinneinbrüche auf der einen, Entdeckung von hohem Gasvorkommen in Österreich auf der anderen Seite: Ein ambivalentes erstes Halbjahr für den heimischen Erdölkonzern OMV.

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OMV-Vorstandsvorsitzender Alfred Stern will die Pressekonferenz am heutigen Freitag mit zwei „erfreulichen Nachrichten“ beginnen. Hinter ihm ein Blick über Wien, man könnte fast meinen, es sei ein eingestellter Hintergrund auf der Videochatplattform „Zoom“

Die erste gute Nachricht aus des Vorstands: OMV und bp unterzeichneten eine langfristige LNG-Liefervereinbarung. Ab 2026 sieht der zehnjährige Vertrag Lieferungen von bis zu einer Million Tonnen Flüssigerdgas (LNG) pro Jahr vor.  Das sei ein „wichtiger Baustein unserer Diversifikationsstrategie“, sagt Stern – und ein wesentlicher „Beitrag zur Versorgungssicherheit unserer Kund:innen in Österreich und Europa“.

In der Gasversorgung sei man immer weniger von Russland abhängig– auch wenn die „rechtliche Situation schwierig“ sei, wie Stern erklärt. Bis 2040 könne man aus den Verträgen nicht aussteigen, auch nicht aus dem Gasfeld Juschno-Russkoje an dem die OMV in Russland beteiligt ist. Mit Gazprom laufen zwei Verträge, einer für Deutschland, wo man seit Mitte letzten Jahres keine Gaslieferungen mehr bezieht, und einer für Österreich. Hierzulande gab es große Schwankungen der Liefermenge aus Russland – das könnte ein potenzieller Grund für eine Vertragsauflösung sein. Man würde sich die „Rechtsposition laufend ansehen“ und habe auch bereits eine „klare Strategie“, die man derzeit noch nicht veröffentlichen könne. Seit Februar 2023 liefert Russland 100 Prozent der vertraglich zugesicherten Menge, zu deren Abnahme man auch verpflichtet sei.

Neue Gasfunde

Die zweite Nachricht, über die man sich im Konzern freut: Die OMV bestätigt heute, dass man bei der fünfmonatigen Explorationsbohrung Wittau Tief-2a in Niederösterreich auf den größten Gasfund in Österreich seit 40 Jahren gestoßen ist. Eine vorläufige Bewertung deute auf potenziell förderbare Ressourcen von rund 48 Terawattstunden (TWh)hin. Nach der vollständigen Erschließung des Fundes erwartet die OMV, dass sich ihre Gasproduktion in Österreich um 50 Prozent erhöht. Derzeit wird der heimische Bedarf zu acht Prozent aus Eigenproduktion gedeckt. Wann werden die die Bohrungen starten? „So schnell wie möglich“, wenn es nach Stern geht. Das sei von etwaigen Genehmigungen abhängig. Eine zehn Kilometer weite Pipeline nach Aderklaa in Niederösterreich muss erst gebaut werden.

Erst kürzlich gab die rumänische OMV-Tochter Petrom die Investitionsentscheidung von zwei Milliarden Euro für die Erschließung des Neptun-Gasfelds im Schwarzen Meer bekannt. „Wir haben gute Fortschritte gemacht und meinen, dass wir dort bis 2027 die Produktion starten können", sagte der OMV-Chef. Auf dem rumänischen Investitionspartner entfallen weitere zwei Milliarden Euro, die Gesamtsumme beträgt somit vier Milliarden Euro. Der Field Development Plan muss erst von den rumänischen Behörden genehmigt werden.Laut OMV verfügt Rumänien über das größten Erdgasvolumen in der EU, was das Land zu einer „zuverlässigen und sicheren Energiequelle“ mache.

Ereignisreiches erstes Halbjahr

Die OMV musste im ersten Halbjahr 2023 nach einem sehr guten Geschäftsjahr 2022 deutliche Gewinneinbrüche hinnehmen: Der Konzernumsatz sank um 35 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro. Der Nettogewinn fiel um 69 Prozent auf rund 770 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.

"Das erste Halbjahr war ereignisreich", resümiert Stern und verwies auf sinkende Rohstoff- und Energiepreise und kleinere Gewinnmargen. Auch der Konsum ist etwas eingebrochen, was das Geschäft „maßgeblich beeinflusst" habe. In diesem Zusammenhang werden auch die Gewinnabschöpfungen in Rumänien und in Österreich angeführt – nachdem die rumänische Regierung die OMV-Tochter dortzulande zu einer höheren Übergewinnsteuer verpflichtete, wollte die OMV fast das Schwarzmeer-Gasfeldprojekt Neptun Deep kippen.

Detail am Rande: Journalistinnen und Journalisten durften ihre Fragen mittels eines Fragetools stellen – über ein „Daumen hoch“-Symbol konnten die anderen Teilnehmerinnen die jeweilige Frage höher einstufen.

Elena Crisan

Elena Crisan

Wenn sie nicht gerade für den Newsletter "Ballhausplatz" mit Politiker:innen chattet, schreibt sie im Online-Ressort über Wirtschaft und Politik.