Pleite des Baukonzerns Alpine: Schwere Vorwürfe gegen Masseverwalter

Die Ermittlungen gegen einen Masseverwalter in der Causa Alpine haben vielfältige Folgen.

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Große Banken, die ihre verliehenen Kredite nicht mehr zurückbekommen. Lieferanten, die für ihre Waren kein Geld mehr erhalten. Der österreichische Staat, der um Steuern und Abgaben umfällt.

Sie alle sind Gläubiger bei der größten Pleite der Nachkriegszeit, jene des Baukonzerns Alpine Bau im Jahr 2013. Sie alle haben den überwiegenden Großteil jenes Geldes verloren, das ihnen die Alpine zum Zeitpunkt der Pleite schuldig war.

Jetzt sind sie auch Betroffene einer Causa, über die profil vergangene Woche berichtete. Gegen einen Masseverwalter der Alpine Bau GmbH - einen ehemaligen Wiener Rechtsanwalt namens Alexander Schoeller - ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen des Verdachts der Untreue; Schoellers Anwalt hat das jüngst auf profil-Anfrage zurückgewiesen; es gilt die Unschuldsvermutung. Schoeller soll im Sommer 2014 ein Alpine-Tochterunternehmen mit Sitz im kroatischen Osijek weit unter seinem Wert verkauft haben - konkret um 12.500 Euro-, wobei Teile dieses Unternehmens letztlich in seinem eigenen Besitz landeten. Mutmaßlicher Schaden laut einem Gutachter der WKStA vom vergangenen Sommer: knapp 32 Millionen Euro. Die Summe könnte, falls sich die Vorwürfe erhärten, den einstigen Gläubigern der Alpine unrechtmäßig vorenthalten worden sein. Deshalb wäre es möglich, dass Teile der ausufernden Alpine-Insolvenz neu aufgerollt werden müssten. Tatsächlich hat dieses Prozedere in Teilen bereits begonnen . Im Mai 2020 - da war unter Eingeweihten der komplexen Alpine-Causa bereits bekannt, dass gegen Schoeller Vorwürfe im Raum stehen-beantragte der Haupt-Masseverwalter der Alpine, der Wiener Anwalt Stephan Riel, die Bestellung eines sogenannten Kollisionsverwalters. Es handelt sich um den Rechtsanwalt und Insolvenzexperten Georg Freimüller. Wie der Name schon sagt, kommen Kollisionsverwalter - wenn man so will, ein spezieller Typus von Masseverwaltern - zum Einsatz, wenn es Interessenskollisionen zu untersuchen gilt. Der Kollisionsverwalter soll nun prüfen, ob der beschuldigte Schoeller "im Rahmen seiner Funktion ordnungsgemäß vorgegangen ist", so Sandra Kienesberger, Sprecherin des Kreditschutzverbands von 1870, der viele Alpine-Gläubiger vertritt. Sollte es wirklich zu einem Schuldspruch kommen, dann wird Freimüller gegenüber Schoeller die Ansprüche der geschädigten Gläubiger geltend machen.

profil hat Alpine-Gläubigervertreter-Kreditschutzverbände, Erste Group, Unicredit Bank Austria sowie die bundeseigene Finanzprokuratur - um eine Einschätzung der Causa gebeten. Doch mit Verweis auf Verschwiegenheitspflichten und das laufende Verfahren wollten sie allesamt keine Stellung nehmen. Ganz generell: Sollte ein Gerichtsverfahren ergeben, dass tatsächlich ein Schaden für die Gläubiger entstanden ist, schreibt etwa Erste-Group-Sprecher Martin Sonn-Wende, "erwarten wir entsprechende Anstrengungen, dass dieser Schaden wieder gut gemacht wird".