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Krise? Welche Krise?

Heimische Banken verdienten im Vorjahr so gut wie überhaupt noch nie – trotz Inflation, Energie- und Wirtschaftskrise. Zu verdanken haben sie das den gestiegenen Zinsen und dass diese früher an Kreditnehmer, als an Sparer weitergegeben wurden.

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Laut dem Jahresbericht der Österreichischen Nationalbank (OeNB) haben heimische Banken im Vorjahr einen Gewinn von 10,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das sind 4,1 Milliarden Euro mehr, als im Jahr davor. "Die gute Entwicklung beim Zinsergebnis ist dabei vorrangig auf das veränderte Zinsumfeld und auf ein gestiegenes Forderungsvolumen zurückzuführen", heißt es dazu im OeNB-Bericht. Allein an den gestiegenen Zinsen im Zuge der drei Leitzinsanhebungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Vorjahr verdienten die Geldinstitute laut OeNB 3,6 Milliarden Euro.

In Österreich sind zum Beispiel laut EZB knapp die Hälfte der Immobilienkredite flexibel verzinst. Das bedeutet, dass sich die Kreditrate im Laufe der gesamten Laufzeit an den aktuellen Leitzins anpasst. Und dieser ist seit dem Vorjahr auf aktuell 3,5 Prozent gestiegen. 

Eigentlich müssten die Zinsen nicht nur für die Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer steigen, sondern auch für die Sparer. Das sei aber stark zeitverzögert und nicht im gleichen Umfang passiert, was die Gewinne nochmal deutlich angehoben habe, kritisiert etwa die Arbeiterkammer.

 

Sie hat im Vorjahr die Zinsen für das täglich fällige Sparbuch bei 28 heimischen Banken untersucht. Fazit: Ende 2022 lagen die täglich fälligen Sparzinsen für Neukunden bei 0,001 bis 0,375 Prozent. Der Leitzins lag damals bei zwei Prozent und Wohnbaukreditzinsen schon spürbar darüber. Wie schnell und in welchem Umfang Zinsanhebungen an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden, ist rechtlich nicht geregelt. Das führte im vergangenen Jahr also dazu, dass die Kreditzinsen bei den Banken zunächst deutlich schneller und höher stiegen, also die Sparzinsen.

Dass 2023 ebenso ertragreich wird, bezweifelt die OeNB angesichts des angespannten Umfelds. Die jüngsten Turbulenzen der bei der Silicon Valley Bank in den USA und die bernahme der Credite Suisse durch ihre Konkurrentin UBS haben zu ersten Versicherungen auf den Finanzmärkten geführt. Außerdem könnte die Mischung aus anhaltend hoher Inflation und steigenden Zinsen zu mehr Kreditausfällen führen.

Und dann ist da noch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine. Gewinne, die etwa in Weißrussland und Russland realisiert wurden, können derzeit sanktionsbedingt nicht ausgeschüttet werden. Das bedeutet, dass sie quasi in den Tochterbanken vor Ort bleiben müssen und in deren Eigenkapital wandern. Die Raiffeisen Internation (RBI), die wegen ihres anhaltenden Russlands-Engagements in der Kritik steht, hat zum Beispiel von 3,6 Milliarden Euro Gewinn 2,2 Milliarden in Russland und Weißrussland erwirtschaftet. Zugreifen kann der Konzern darauf aber wegen der russischen Kapitalverkehrsbeschränkungen derzeit nicht.