Pseudomedizin: Warum dürfen Ärzte Unsinn behaupten?

Pseudomedizin: Warum dürfen Ärzte Unsinn behaupten?

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Er nutzt derzeit fast jede Gelegenheit, um der Welt seine Botschaft zu verkünden: erst eine Diskussionsrunde auf Servus TV, vorigen Dienstag ein Interview im ORF-„Report“. Am 19. März folgt ein Vortrag in Ried: „Impfen schützt nicht, impfen schadet.“ Die Behauptungen von Johann Loibner sind stets dieselben: Eine Impfung habe noch nie jemandem genützt; Masern würden nicht durch Viren verursacht, sondern durch Erkältungen.

Muss man noch erläutern, dass solche Aussagen absoluter Unsinn sind? Besonders nach den Ereignissen der vergangenen Wochen möchte man meinen, es müsste allmählich überflüssig sein, wieder und wieder die Fakten aufzuzählen: dass es – wie gerade in Berlin, wo mehr als 700 Menschen an Masern erkrankten und ein kleiner Bub starb – fast ausschließlich Ungeimpfte sind, die sich infizieren (und der kleine Rest aus diversen medizinischen Gründen keine Immunität erwerben kann)? Dass noch 1980 jährlich weltweit rund drei Millionen Menschen an den Masern starben? Dass die Zahl der Opfer von Infektionskrankheiten stets parallel zur Verfügbarkeit einer Impfung rapide sank und daher die meisten der einst obligaten Infektionsabteilungen geschlossen werden konnten? Dass den 2013 verabreichten vier Millionen Impfdosen exakt 287 Nebenwirkungsmeldungen gegenüberstanden, wobei mehr als 95 Prozent davon harmlose Rötungen an der Einstichstelle betrafen?

Eigentlich sollte man all dies nicht mehr ausführen müssen. Kaum ein seriöses Medium, das infolge der jüngsten Masernepidemien in den USA und Deutschland nicht plastisch schilderte, welches Leid Impfungen der Menschheit heute ersparen und welch gravierende Folgeschäden – von der Hirnentzündung bis zum Tod – allein durch die vermeintlich harmlosen Masern drohen. Auch profil hatte die verantwortungslosen Äußerungen von Virenleugnern und anderen Proponenten von Pseudomedizin scharf kritisiert (und dafür einen Schwall an Zuschriften voller Beleidigungen und teils grober Beschimpfungen geerntet, die anschaulich zeigten, wes Geistes die Szene ist).

Masern ist eine Erkältungskrankheit. Das alles hat mit Impfungen nichts zu tun (Dr. med. Johann Loibner)

Mit Aussagen wie jenen Johann Loibners gibt es aber folgendes Problem: Loibner ist Doktor der gesamten Heilkunde und betreibt eine Praxis in der Steiermark. Er ist kraft seiner akademischen Ausbildung Experte in medizinischen Fragen, und das verleiht seinen Worten besonderes Gewicht – vor allem dann, wenn er, wie im ORF-„Report“, im Arztkittel in seiner Ordination sitzt und in dieser Funktion Dinge sagt, die komplett falsch sind. Gekrönt wurde die Situation von Kommentaren einer Patientenfamilie, die von Loibners Zuwendung schwärmte und berichtete, wie fein es sei, Krankheiten erleben zu dürfen.

Darf ein Arzt so etwas? Darf ein studierter Mediziner, der die Lizenz besitzt, den physischen Zustand von Menschen erheblich zu beeinflussen, Ansichten äußern, die der Naturwissenschaft krass widersprechen?

Im Grunde ist die Antwort einfach: Nein, er darf es nicht.

Der Paragraf 2 des Ärztegesetzes definiert: „Die Ausübung des ärztlichen Berufes umfasst jede auf medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen begründete Tätigkeit.“ Paragraf 53 des Ärztegesetzes fordert: „Der Arzt hat sich jeder unsachlichen, unwahren oder das Standesansehen beeinträchtigenden Information im Zusammenhang mit der Ausübung seines Berufes zu enthalten.“ Und eine Verordnung der Ärztekammer präzisiert, dass eine medizinische Information unsachlich ist, „wenn sie wissenschaftlichen Erkenntnissen oder medizinischen Erfahrungen widerspricht“.

Kurz: Ärzte sind dazu verpflichtet, ihre Äußerungen dem jeweiligen State of the Art unterzuordnen, also dem jüngsten Kenntnisstand ihrer Disziplin.

Eine Behauptung wie diese ist damit gewiss nicht in Einklang zu bringen: „Wir haben die Krankheiten nicht durch Impfungen ausgerottet“, sagte Loibner auf Servus TV. Krankheiten rührten vielmehr von Hunger, Dreck und miserablen Wohnbedingungen her. Derlei krude Ideen posaunt er auf allen verfügbaren Kanälen in die Welt. Gemeinsam mit seiner Frau befüllt er auch eine Website mit einschlägigen Thesen, samt Shop, in dem man die DVD „Wir impfen nicht“ (19,90) oder das Werk „Mythos Ansteckung“ (16,80) bestellen kann. Bemerkenswert übrigens, dass ausgerechnet jene Zeitgenossen, die nicht müde werden, die Profitgier der Pharmaindustrie zu geißeln, emsig danach trachten, die Ausflüsse ihrer merkwürdigen Fantasien zu Geld zu machen. Gleich neben Loibner saß in der Servus-TV-Debatte Christine Laschkolnig, eine homöopathisch orientierte Ärztin, die ihrer Überzeugung Ausdruck verlieh, die Pocken seien durch Hygienemaßnahmen ausgerottet worden. Auch Laschkolnig betreibt eine Website, die vor „unsachlichen“ respektive „unwahren“ Ansagen nur so strotzt: Ungeimpfte Kinder seien gesünder als geimpfte, jede Krankheit sei ein Reifungsprozess.

Da saßen sie, geradezu verblüffend selbstsicher, und versuchten nicht einmal ansatzweise, all den Humbug zu verklausulieren, den sie absonderten. Wieso greift niemand ein, wenn solche Ärzte Tag für Tag Diagnosen stellen, Patienten über medizinische Zusammenhänge aufklären, Medikamente und Therapien verordnen? Warum werden solche Ärzte zum Schutz der Menschheit nicht augenblicklich aus dem Verkehr gezogen?

Für eine gesunde Entwicklung ist es unerlässlich, fieberhafte Erkrankungen nicht zu unterdrücken (Dr. med. Christine Laschkolnig)

Die Ärztekammer versichert glaubwürdig, dass man prinzipiell bestrebt sei, chronisch faktenresistente Mitglieder nicht gewähren zu lassen. Aus juristischer Sicht stehen dafür zwei Instrumente zur Verfügung: Gerät ein Arzt in Verdacht, gegen das Gebot der Wissenschaftlichkeit zu verstoßen, kann er vor einen Ehrenrat zitiert werden, dem eine Richterin vorsitzt. Der Mediziner kann dann entweder einer Prüfung der „Vertrauenswürdigkeit“ unterzogen oder mit einem Disziplinarverfahren konfrontiert werden. Die Sanktionen bei Letzterem reichen von einem Verweis über Geldstrafen bis zu einem Berufsverbot und der Streichung von der Ärzteliste.

So weit die Theorie. Die Praxis gestaltet sich oft schwieriger. Beispiel Loibner: Er hatte bereits Berufsverbot, verhängt von der Ärztekammer, bestätigt vom Land Steiermark. Dann hob es der Verwaltungsgerichtshof auf. Die, gelinde ausgedrückt, leicht weltfremde Begründung: Zwar sei unstrittig, dass Loibner Unsinn erzähle, es sei aber der Beweis ausständig, dass er das auch im direkten Patientengespräch tue. Und so darf er wieder als akademisch legitimierter Wanderprediger durch die Lande reisen und sein Publikum etwa wie folgt indoktrinieren: „Die Vorstellung von einem herumschwirrenden Virus, das über die ganze Welt herumsaust und den einen oder anderen befällt, das ist Mythologie.“

Handelte es sich bloß um einen einzigen Arzt, der bedauerlicherweise neben die Spur geraten ist, könnte man den Kopf schütteln und den Fall gedanklich in der Kategorie Kuriosa ablegen. Dem ist aber nicht so. Natürlich und zum Glück reden wir von einer Minderheit an Medizinern, die Impfungen für Vergiftung halten, die Existenz von HIV leugnen oder Krebs als Ausfluss von Seelenpein bezeichnen (weshalb die üblichen Pro-und-Kontra-Sendungen untaugliche Plattformen sind, die Ausgewogenheit suggierieren, indem zwei Diskutanten konträre Positionen vertreten; ein tatsächliches Abbild des realen Meinungsspektrums entstünde nur, wenn ein paar tausend Befürworter der etablierten Medizin ein oder zwei Schrulls gegenübersäßen).

Dennoch: Auch eine Minderheit kann gehörig Schaden anrichten, wenn sie mit großem Elan, einer Flut (meist teurer) Pamphlete und in YouTube-Videos die Wirksamkeit hundertfach bewiesener Therapien gegen schwere Krankheiten in Abrede stellt. Allein in Europa erkrankten im Vorjahr rund 22.000 Personen an Masern, mehrheitlich deshalb, weil sie sich oder ihren Kindern eine Impfung verweigerten – eine Geisteshaltung, die zumindest indirekt auf den missionarischen Einsatz von Ärzten vom Schlage Loibners zurückgeht. „Das ist tatsächlich ärgerlich, denn es schadet sowohl der Ärzteschaft als auch den Patienten“, befindet Christoph Baumgärtel, Pressesprecher der AGES Medizinmarktaufsicht und selbst Arzt.

Unsere Zellen und Organe werden schrittweise nach dem Bauplan der neu verfügbaren DNA umgebaut (Dr. med. Natalie Wohlgemuth)

Doch wie groß mag diese Minderheit eigentlich sein, die, so Baumgärtel, „den Stand der Wissenschaft vorsätzlich oder fahrlässig völlig negiert“? Die genaue Zahl jener Mediziner, die sich aus diesem Grund disziplinären Maßnahmen stellen müssen, darf die Ärztekammer nicht verraten. „Wir reden aber von einer ernstzunehmenden Größe“, sagt Johannes Zahrl, Kammeramtsdirektor der Österreichischen Ärztekammer.

Wer die Websites niedergelassener Ärzte durchforstet, wird dies keine Sekunde bezweifeln. Man staunt gewaltig, auf wie vielen Sites etablierte Medizin und pseudowissenschaftlicher Quatsch ganz selbstverständlich nebeneinandergestellt werden – was bei Patienten den Eindruck erzeugen muss, all die Strömungen seien gleichberechtigt. Doch es leitet in die Irre, der „angewandten Allgemeinmedizin“ Angebote wie „Orthomolekularmedizin“ als adäquate Partner zur Seite zu stellen. Erstere fußt – bei aller Unzulänglichkeit, die man ihr fallweise unterstellen mag – auf systematischer Forschung, die zweiteren sind, höflich ausgedrückt, wissenschaftlich nicht bewiesen.

Die orthomolekulare Medizin scheint sich momentan überhaupt großer Beliebtheit zu erfreuen. Sie geht auf den Chemie-Nobelpreisträger Linus Pauling zurück, der in einer späteren Phase seines Lebens fast tragisch abdriftete und sich in die Idee verbohrte, mit hohen Vitamindosen fast alle Krankheiten kurieren zu können. Diese These konnte nicht nur nie erhärtet werden, jüngere Studien ergaben sogar, dass die Vitamincocktails häufig mehr schaden als nützen – das wäre also Stand der Wissenschaft. Doch auf Websites wie jener des Grazer Arztes Peter Ferdinand wird ausgeführt, dass die Vitaminbomben gegen „akute Infektionen, Allergien, Arthrosen, Durchblutungsstörungen oder auch Krebs“ wirken. Und: „Der Gebrauch von Vitalstoffpräparaten ist unbedenklich“, woraus folge: „Ängstlichkeit ist hier deshalb unnötig.“

Doch diese Aussagen sind wahrhaft moderat im Vergleich zu jenen einer Ärztin aus Stainz. Dr. med. univ. Natalie Wohlgemuth, Ärztin für Allgemeinmedizin, Homöopathie, Lebensstilmedizin und Schamanische Heilweisen, bietet auf ihrer Website – um zehn Euro – eine Broschüre an, in der sie sozusagen den tieferen Sinn des Lebens und des Universums knackt. Liest man den Text, ist man versucht, ihn zunächst für eine Parodie zu halten, doch weit gefehlt. Es gibt auch TV-Aufzeichnungen, in denen Wohlgemuth ihre Sichtweise darlegt, wobei sie gerne angibt, wie sehr sie von physikalischen Erkenntnissen inspiriert sei (überhaupt scheint zurzeit Quantenpysik der letzte Schrei im Reich der Quacksalber zu sein, wie die Allgegenwart von „Quantenmedizin“ zeigt; ein Mal nur möchte man bei all den Herrschaften rudimentäre Kenntnisse über Quanten abprüfen, weil sie durch eine dermaßen fundamentale Ahnungslosigkeit über die Theorie des großen Max Planck hervorstechen, dass Physikern die Tränen waagrecht aus den Augen schießen).

Wohlgemuths angeblich Affinität zur Physik wundert ebenfalls ein wenig, wenn man ihren Ausführungen entnimmt, dass die Erde wächst und wächst und wächst, die Gravitation abnimmt, wie auch das Magnetfeld. Als Folge einer Verkettung dramatischer kosmologischer Umwälzungen, die sämtlichen Astronomen der Welt dummerweise entgangen sein dürften, setzen entsetzliche medizinische Komplikationen ein: Blähungen, ein Summen unter der Haut, Druck auf die Nasenwurzel, außerdem fließt schäumende Liebesenergie in die Füße. Schließlich brechen alle Dämme: Unsere DNA wird „höhertransformiert“ und zwölfsträngig, der ganze Körper verwandelt sich in einen „kristallinen Lichtkörper (siliziumbasiert)“. Klar, dass man da mit konventioneller Medizin nicht mehr weiterkommt.

Der Gebrauch von Vitalstoffpräparaten ist unbedenklich. Ängstlichkeit ist hier deshalb unnötig (Dr. med. Peter Ferdinand)

Natürlich mag auch Wohlgemuth Impfungen nicht, dafür aber die Thesen von Ryke Geerd Hamer und dessen Neuer Germanischer Medizin – das ist jener rechtslastige Obskurant, der sich mit Pseudotherapien einst nach Kräften mühte, ein krebskrankes Mädchen zu Tode zu bringen. Aber auch Ärzte, denen man nicht unterstellen möchte, derart schrägen Gedanken anzuhängen wie Wohlgemuth, fallen mitunter durch eine ausgeprägte Neigung zu fragwürdigen Gurus auf. Studiert man etwa die Website des Tiroler Allgemeinmediziners Alois Dengg, finden sich nicht nur Lobeshymnen auf Vitamin- und Vitalstoffanwendungen – alles ganz sanft und natürlich –, sondern wiederholt auch Quellenverweise auf einen gewissen Matthias Rath. Der wiederum ist ein gerichtsnotorischer deutscher Mediziner, der dank dubioser Aids- und Krebsbehandlungen zweifelhaften Ruhm erlangte und dafür bekannt ist, hochaggressiv gegen Kritiker vorzugehen.

Das wirklich Problematische bei all den Verquickungen von anerkannter Heilkunde mit halbesoterischem Geschwurbel ist, dass die Grenzen zusehends verschwimmen, dass Patienten – zumal, wenn von schwerem Leid und Verzweiflung geplagt – annehmen müssen, eins sei so akzeptiert wie das andere. Schließlich tragen die Erörterungen das Gütesiegel der Doctores der Medizin. Im schlimmsten Fall führt dies zu erschütternden Geschichten wie jener einer steirischen Familie, die vor einigen Jahren durch die Medien ging: Mutter HIV-positiv, Vater HIV-positiv (und mittlerweile verstorben), beide glauben dank einschlägiger Beratung nicht an die Existenz des HI-Virus. Als die Frau schwanger ist, verweigert sie einen Kaiserschnitt, der das Übertragungsrisiko reduzieren würde, und stillt ihr Kind nach der Geburt trotz der dadurch erhöhten Infektionsgefahr. Die betreffende Tochter der Frau ist heute ebenfalls HIV-infiziert. Das Jugendamt entzog letztlich das Sorgerecht.

Auch dies kein Einzelfall: Zwar werden keine Statistiken zur Abnahme von Kindern aufgrund der Ablehnung medizinischer Versorgung geführt, doch laut Auskunft der Jugendämter handelt es sich pro Bundesland um zwei bis fünf Fälle pro Jahr – meist in Zusammenhang mit gravierenden Krankheiten wie Krebs. Schulärzten wiederum fällt auf, dass es immer mehr Eltern gibt, die schulärztliche Untersuchungen verweigern.

Es wäre ein gewichtiger Beitrag zur Vermeidung furchtbarer Schicksale, wenn Ärzte schärfer dazu angehalten würden, ihrem Berufsethos und dem Stand der Wissenschaft treu zu bleiben.

Leider geschieht eher das Gegenteil. Fragwürdige Lehren sickern in den universitären Betrieb ein und erwecken dadurch den Anschein, akademisch akzeptiert zu sein. So bietet die Medizinische Universität ein „Wahlfach Homöopathie“ an – ein Gedankengebäude, das, man kann es nicht oft genug sagen, wissenschaftlich unbewiesen ist und den Naturgesetzen krass widerspricht. Und wenn Herr Dengg von den Vorzügen orthomolekularer Medizin schwärmt, tut er das mit dem Segen der Akademie der Ärzte: Die vergibt ein Diplom für das Kampfschlucken von Vitaminen, die nichts nutzen, aber potenziell schaden. Edzard Ernst, Professor für Komplementärmedizin an der britischen University of Exeter, findet ziemlich klare Worte für den Trend der Unterwanderung der Unis mit Pseudowissenschaft: „Lehrgänge, Kurse und Diplome in Scharlatanerie können nur ein Resultat haben: mehr Scharlatanerie. Die Leidtragenden sind immer Patienten, die Derartigem vertrauen. Die Verantwortlichen, die solche Kurse veranstalten, sollten sich an ihre Verantwortung gegenüber der Medizin erinnern“, moniert Ernst. „Lehre darf nicht zur Irrlehre entarten, und Fortbildung nicht zur Gehirnwäsche.“

Was ohne Einschränkung auch für all jene Abweichler gilt, die der Menschheit weismachen wollen, bei Aids handle es sich um allergischen Ausschlag, Krebs könne man mit Orangensaft heilen und Masernviren seien pure Erfindung.

Infobox: Die Protestnote Eine neue Initiative hochrangiger Ärzte setzt sich für die Verbannung von Pseudomedizin in der Lehre ein.

Eines Tages platzte ihnen der Kragen. Irritiert von den ausufernden Umtrieben faktenaverser Ärzte sowie davon, dass immer mehr Seminare in Pseudomedizin in universitäre Lehrpläne geschleust und Diplome für fragwürdige Heilmethoden verliehen werden, gründeten sie eine Gegenbewegung. Theodor Much, Facharzt für Dermatologie, und Viktor Weisshäupl, Facharzt für Anästhesiologie, verfassten eine Resolution: „Initiative für Wissenschaftliche Medizin.“ Ende der Vorwoche schickten sie das Papier an das Gesundheitsministerium, die Ärztekammer und den Obersten Sanitätsrat, wobei sie ihre Beweggründe hervorstrichen: „Als Wissenschafter lehnen wir jede Form der Scheinmedizin und Irreführung von Patienten ab.“

Dann folgte der Appell an die Ärztekammern, der „Forderung nach Wissenschaftlichkeit in der ärztlichen Tätigkeit und Fortbildung zu entsprechen“. Man plädiere für einen „Verzicht auf Kurse und Vergabe von Diplomen in irrationalen und oftmals esoterischen Diagnose- und Therapieverfahren, allen voran Homöopathie, Antroposophische Medizin, Kinesiologie, Chinesische Diagnostik und Orthomolekulare Medizin“.

Sogleich unterzeichneten die Initiative (www.initiative-wissenschaftliche-medizin.at) rund 60 Wissenschafter, darunter viele Professoren und Primarärzte.

Mitarbeit: Franziska Dzugan

Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft