Hofburg-Wahl: Rudolf Hundstorfer – der gescheiterte Kandidat

Rudolf Hundstorfer: Der gescheiterte Kandidat

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Er ist gescheitert. Vielleicht auch in der Wahrnehmung dessen, was sich um ihn herum abspielte. Der ehemalige Sozialminister Rudolf Hundstorfer, den seine Freunde/Genossen „Rudi“ nennen, hat wohl am wenigsten von allen Kandidaten die neue Zeit verstanden.

Casting-Show Wahlkampf

Für ihn gibt es Parteien, Interessensvertretungen, Verhandlungen und Kompromisse. Das ist seine Welt. Wer sich quer dazu verhält, wer keiner Partei angehört, wer die sozialpartnerschaftlichen Kompromisse nicht für das Beste hält, was unsere Demokratie zu bieten hat, der habe keine Ahnung von Politik, der sei ein Leichtgewicht. So oder ähnlich denkt er, der „Rudi“. Das konnte er nicht verhehlen. Vermutlich hat auch kein anderer Kandidat so gelitten an den medialen Anforderungen dieses Wahlkampfs, der teilweise wirklich einer Casting-Show glich. Hundstorfer konnte darin nicht bestehen. Er wirkte wie aus der Zeit gefallen und es hat ihm geradezu die Rede verschlagen.

Böse Geister bannen

Halbwegs glücklich schien er nur bei jenen Events, bei dem seine Partei in alter Treue aufmarschierte. Von Ex-Kanzler Franz Vranitzky, dem Anführer seines Personenkomitees bis hin zu Brigitte Ederer, Hilde Hawlicek, Erwin Lanc, Peter Jankowitsch, Rudolf Edlinger und Karl Blecha waren die alten Granden der Sozialdemokratie beim Wahlkampf-Auftakt in Floridsdorf und beim Wahlkampffinale in der Hofburg in der ersten Reihe gesessen und hatten ihrem Kandidaten applaudiert, als wollten sie böse Geister bannen. Eine tapfer-traurige Inszenierung war das Finale in der Hofburg am Freitag vergangener Woche. Jeder in diesem, in rotes Licht getauchten Saal, wusste um die bevorstehende Katastrophe, und jeder tat, als wüsste er es nicht. Man kann nur hoffen, das geschah aus Anstand und Disziplin und nicht aus Realitätsverweigerung.

Christa   Zöchling

Christa Zöchling