profil 44/1999: „Der große profil-Skitest“
Immer wenn in den zahllosen Jungjournalisten-Seminaren, in denen unsere schweißgetränkte Arbeit der letzten fünfeinhalb Jahrzehnte ihre verdiente Huldigung erfährt, die Frage nach unseren größten Aufdeckerstorys gestellt wird, fahren in der Sekunde Hunderte Studentenhände in die Höhe. Weil natürlich jedes publizistische Kind im Schlaf weiß, wovon hier die Rede ist. Von unserer heiligen investigativen Trias: dem AKH-Skandal, der Affäre Groër – und dem großen profil-Skitest.
Österreich stand Ende Oktober 1999 noch ganz im Bann der Nationalratswahl, bei der Wolfgang Schüssel gerade die ÖVP erstmals in ihrer Geschichte auf den dritten Platz geführt hatte. Also zu einem glorreichen Sieg. Was er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch ziemlich exklusiv wusste. Die Jahrtausendwende dräute heran, man fürchtete den Millennium-Bug, der möglicherweise Schlag Mitternacht die Welt zum Absturz bringen würde. Damals stellte man sich darunter in etwa jenen Zustand vor, in dem sie jetzt ist. Und profil befand sich in jenem Herbst gerade in der Mutter aller Magazinschlachten mit „Format“, diesfalls zwar nicht direkt ausgerufen von Saddam Hussein, aber fast.
Und in diese ohnehin schon explosive Gemengelage platzten wir mit einer Covergeschichte hinein, mit der die Republik wirklich nicht gerechnet hatte. Und die, wie man es von uns gewohnt ist, keine Fragen offenließ: „So finden Sie den richtigen Ski. Die besten Modelle. Die heißesten Trends. Die günstigsten Preise.“
Vor allem die Tatsache, dass wir den „Salomon X Scream Series“ für „toll“ erklärten, überraschte die brennend interessierte Öffentlichkeit, Beobachter hatten eher mit dem „Dynastar 4x4 Powertrac“ gerechnet.
Im ersten Teil unserer teilnehmenden, ebenso mark- wie meniskuserschütternden Recherche wurden nicht nur 13 Easy- und 15-Crosscarver in die Mangel genommen – sondern auch gleich 17 Allround-Carver! Das können sich heutige Generationen ja gar nicht mehr vorstellen. Und klarerweise auch nicht, dass unter anderem Frank Wörndl für uns testwedelte. Ja, der Frank Wörndl.
Aber von nichts kommt bekanntlich nichts, und wer zu unbestechlichen Erkenntnissen wie „Autokinetik und Handling passen nicht zusammen!“ oder „Schönes Gerät!“ vordringen will, muss eben klotzen und nicht kleckern. Vor allem die Tatsache, dass wir den „Salomon X Scream Series“ für „toll“ erklärten, überraschte die brennend interessierte Öffentlichkeit, Beobachter hatten eher mit dem „Dynastar 4x4 Powertrac“ gerechnet. Und dass wir den „Scott Intoxica WR“ unbarmherzig als „nicht ausgeglichen“ verdammten, zog heftige Inseratenstornos nach sich. Aber das war uns ja immer schon so was von wurscht!
Die unverhohlene Ankündigung, dass in den beiden folgenden Wochen weitere Teile der gführigen Saga zu erwarten sein würden, die unerschrocken die letzten Geheimnisse von Fun-, Race-, Slalom- und Riesenslalomcarvern aufdecken würden, sorgte denn auch an vielen Verschleißstellen schon in der Nacht vor dem Erscheinen unseres neuen Heftes für lange Schlangen, gegen die jene bei Harry Potter kümmerliche Wurmfortsätze waren. Und wer dereinst die Mutter aller Magazin-schlachten gewinnen würde, stand eigentlich schon damals außer Frage.