Israelische Trauernde nehmen an der Beerdigung von Avishai Yehezkel teil, einem der fünf Menschen, die bei dem gestrigen Schusswechsel in der religiösen Stadt Bnei Brak am 30. März 2022 getötet wurden. Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett warnte vor einer "Welle des mörderischen arabischen Terrorismus" vor der Beerdigung von zwei der fünf Menschen, die bei einem Amoklauf in der ultrareligiösen jüdischen Stadt getötet wurden. Die Schießerei in Bnei Brak, einer Küstenstadt außerhalb von Tel Aviv, bei der vier Zivilisten und ein Polizeibeamter getötet wurden, war der dritte tödliche Schuss- oder Messerangriff im jüdischen Staat in der vergangenen Woche.

Fünf Tote bei drittem Anschlag in Israel - Attentäter erschossen

Dritter Anschlag binnen einer Woche, Fatah-Arm droht mit mehr Gewalt. Zwei der Opfer waren Ukrainer.

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Blutige Terrorwelle in Israel: Beim dritten Anschlag binnen einer Woche sind am Dienstag fünf Menschen getötet worden. Dies bestätigte ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka. Zwei der Todesopfer sind nach Angaben der Polizei Ukrainer gewesen. Ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann eröffnete in Bnei Brak bei Tel Aviv gezielt das Feuer auf Passanten. Er habe erst auf einer Straße geschossen und dann auf einer weiteren. Polizisten hätten ihn daraufhin erschossen, hieß es.

Nach israelischen Medienberichten handelte sich um einen Palästinenser aus dem Westjordanland. Der Bürgermeister von Bnei Brak hatte die Einwohner nach dem Anschlag aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Es gab zunächst Spekulationen über mögliche weitere Attentäter. Am Ort des Geschehens waren zahlreiche Rettungswagen und Polizeikräfte zu sehen. Ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes Zaka sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Anblick vor Ort sei "erschütternd" gewesen. "Ich habe vier Tote auf der Straße gesehen." Er habe einen Mann mit Schussverletzungen behandelt, sagte der Sanitäter.

Die beiden Ukrainer seien 23 und 32 Jahre alt gewesen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Laut Medienberichten handelte es sich um zwei Arbeiter, nicht um Flüchtlinge vor dem russischen Krieg in der Ukraine.

Erst am Sonntag waren bei einem Anschlag in der Küstenstadt Hadera zwei israelische Polizisten und beide Attentäter getötet worden. Bei den Tätern handelte es sich um israelische Araber aus dem Norden des Landes. Vor einer Woche waren bei einem weiteren Terroranschlag in Be'er Sheva (Beerscheva) im Süden Israels vier Menschen getötet worden, zwei Männer und zwei Frauen. Der Attentäter, ein Beduine aus der Negev-Wüste, wurde von Passanten erschossen.

In einer Videobotschaft lobten Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden in Jenin den Anschlag. Einer von drei Vermummten kündigte darin auf Hebräisch einen "Krieg im ganzen Staat Israel" an. Die Al-Aksa-Brigaden sind der militärische Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas. Es handelt sich jedoch um ein lockeres Netzwerk ohne klare Hierarchie, örtliche Gruppierungen agieren oft auf eigene Faust.

Israels Regierungschef Naftali Bennett kündigte eine Dringlichkeitssitzung mit hochrangigen Sicherheitsbeamten an, um über die Situation zu beraten. "Wir werden den Terrorismus mit eiserner Hand bekämpfen", erklärte er. "Israel ist mit einer mörderischen Welle des arabischen Terrorismus konfrontiert."

Der israelische Oppositionsführer Benjamin Netanyahu schrieb am Dienstag bei Twitter, es sei "ein trauriger und schwerer Abend". Israel befinde sich "auf der Höhe einer gefährlichen Terrorwelle, wie wir sie seit Jahren nicht mehr erlebt haben". Er forderte ein entschlossenes Vorgehen, "um den Bürgern Israels Ruhe und Sicherheit zurückzubringen".

Abbas verurteilte die Angriffe am Dienstag. "Die Tötung von palästinensischen und israelischen Zivilisten wird nur zu einer weiteren Verschlechterung der Lage führen", sagte Abbas laut einer am Abend von der Nachrichtenagentur Wafa verbreiteten Erklärung. Stattdessen brauche es "umfassenden und gerechten Frieden".

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Die radikalislamische Hamas äußerte jedoch Verständnis: "Diese Operation ist eine natürliche Antwort auf die Verbrechen der Besatzung gegen die Rechte unseres Volkes und unseres Landes und unserer heiligen Stätten", hieß es in einer Erklärung. Im Westjordanland und Gazastreifen sowie im Libanon kam es nach dem Anschlag in Bnei Brak zu spontanen Freudenfeiern von Palästinensern.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigte sich "zutiefst entsetzt von einem weiteren verabscheuungswürdigen Anschlag" in Israel innerhalb weniger Tage. "Wir stehen an der Seite von Israel in diesen dunklen Stunden der Verteidigung seiner Sicherheit, die für uns nicht verhandelbar ist", schrieb Nehammer auf "Twitter".

Auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich "zutiefst entsetzt" über "einen weiteren abscheulichen Terroranschlag" in Israel innerhalb weniger Tage. "Österreich steht fest an der Seite Israels", erklärte Schallenberg am Abend im Kurznachrichtendienst Twitter. Auch der EU-Außenbeauftragte, Josep Borrell, verurteilte die Tat im Namen der Europäischen Union. "Wir stehen an der Seite Israels in dieser schwierigen Zeit", hieß es in einer Stellungnahme.