Israels Angriff auf den Iran: 5 Fragen und Antworten
Warum jetzt?
Israel will die iranischen Atomanlagen seit Jahren angreifen und bereitete sich militärisch darauf vor. Allerdings stand dem Plan lange Zeit vor allem die US-Regierung unter Joe Biden entgegen. Als etwa im Oktober 2024 der Iran als Reaktion auf die Tötung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh in Teheran Israel mit ballistischen Raketen angriff, wurde Biden gefragt, ob er es unterstützen würde, wenn Israel im Gegenzug Nuklearanlagen des Iran bombardierte. Bidens Antwort: „Nein.“ Jetzt scheint Israels Premierminister Benjamin Netanjahu US-Präsident Donald Trump dazu gebracht zu haben, einem Angriff wenigstens stillschweigend die Zustimmung zu erteilen. Darauf hatte Netanjahu lange hingearbeitet.
War der israelische Angriff erfolgreich?
Er war jedenfalls umfassend. Israel bombardierte in mehreren Wellen sowohl Militärbasen als auch Nukleareinrichtungen, etwa die Urananreicherungsanlage in Natans. Dazu wurden die drei höchstrangigen Generäle des Iran getötet, darunter Mohammad Bagheri, Generalstabschef der Streitkräfte und zweiter Mann hinter Ayatollah Ali Khamenei, dem Obersten Führer des Iran. Außerdem wurden Nuklearwissenschaftler getötet.
Dennoch ist nicht klar, wie groß der Schaden am iranischen Atomprogramm tatsächlich ist. Der israelische Geheimdienst Mossad wird versuchen, genau das herauszufinden. Die iranische Atombehörde gab gegenüber der iranischen Presseagentur IRNA an, dass die Anlagen in Natans beschädigt seien, jedoch keine Radioaktivität nach außen gedrungen sei.
Die große Frage ist, wie lange der Iran benötigt, um sein Atomprogramm wieder auf das Niveau vor den Angriffen zu bringen. In der Vergangenheit haben Angriffe und Sabotageakte nach Einschätzungen von Experten Rückschläge von höchstens ein bis zwei Jahren bewirkt.
Wie groß ist die Gefahr, dass der Krieg außer Kontrolle gerät?
Israel schaffte es in den verschiedenen Kriegen und Militäroperationen seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023, die so genannte „Achse des Widerstands“ weitgehend zu zerstören. Unter diesem Namen versammelten sich Israel-feindliche Organisationen und Staaten, die Israel so lange attackieren wollten, so lange dessen Streitkräfte in Gaza aktiv sind. Mittlerweile sind von der libanesischen Hisbollah über Iran-treue Milizen im Irak und die Huthi-Milizen im Jemen bis zum iranischen Regime selbst alle Mitglieder der „Achse“ so geschwächt, dass die Gefahr eines Mehrfrontenkrieges, der über Israel hereinbrechen könnte, nicht allzu groß erscheint. Nicht zuletzt haben die iranischen Revolutionsgarden, die die „Achse“ koordinierten, mit Hussein Salami bei der israelischen Operation eben ihren Anführer verloren.
In den nächsten Tagen wird man sehen, wie groß die Entschlossenheit von Führer Ali Khamenei ist, sein wirtschaftlich ausgeblutetes Land in einen uneingeschränkten Krieg mit Israel zu führen.
Spaltet dieser Krieg Israel noch mehr?
Nein. Während der fortgesetzte Krieg in Gaza von einem großen Teil der Bevölkerung – vor allem aus Sorge um die von der Hamas immer noch in Geiselhaft gehaltenen Israelis – abgelehnt wird, sind sich Regierung und weite Teile der Opposition einig darin, dass der Iran militärisch am Bau von Atomwaffen gehindert werden muss. Benny Gantz, Vorsitzender der oppositionellen „Partei der Nationalen Einheit“, schrieb nach dem Angriff von einer „erstklassigen strategischen Operation“ und wünschte „der politischen Führung Stärke“.
Wo steht Europa in diesem Konflikt?
Die europäischen Staaten blicken mit Sorge auf die Region, in der nun der nächste Krieg beginnt. Sowohl Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz als auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron betonten drei Standpunkte: Man verurteile das iranische Atomprogramm, bekräftige Israels Recht auf Selbstverteidigung und rufe beide Kriegsgegner auf, eine weitere Eskalation zu vermeiden.