Kurdish militias in Sinjar, Iraq, celebrating the birthday of Abdullah Ocalan

„Rasche Entwaffnung“: Gelingt der Frieden mit der PKK?

Seit über 40 Jahren kämpft die kurdische PKK gewaltsam für Autonomie. Jetzt will sie Frieden schließen. Wird das gelingen?

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Grimmig blicken die Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in die Kamera. Es ist Anfang Mai, und im irakisch-kurdischen Kandil-Gebirge haben sich rund 200 Führungskader der kurdischen Untergrundbewegung versammelt. In den Höhlensystemen Kandils verschanzt sich die Miliz seit Jahrzehnten. Türkische Militärbasen umzingeln das PKK-Rückzugsgebiet. Die Organisation, die in der EU auf der Terrorliste steht, ist geschwächt. Am Kongress zieht man die Konsequenzen: Die PKK möchte sich auflösen. „Das ist kein Ende, sondern ein Neuanfang“, beruhigt Murat Karayılan, einflussreicher Kommandant. Doch die Organisation blickt in eine ungewisse Zukunft. Denn es ist unklar, ob die Türkei zu Zugeständnissen bereit ist.

Für Freitag (nach profil-Redaktionsschluss) planten PKK-Kämpfer, aus den Kandil-Bergen hinabzusteigen und nahe der Großstadt Sulaimaniyya unter dem Schutz der dortigen kurdischen Autonomieregierung ihre Waffen niederzulegen. Die Zeremonie findet im Geheimen statt: Journalisten wurden spontan ausgeladen, lediglich einige ausländische Beobachter sollen anwesend sein. Von einer „Goodwill-Geste“ an die Türkei spricht die PKK gegenüber dem kurdischen Fernsehsender Rûdaw.

Ein Gefangener als Chefverhandler

Obwohl der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bereits im Februar von einer „terrorfreien Türkei“ sprach, gab es von türkischer Seite noch kein Angebot an die PKK. „Erdoğan wartet schlicht ab, wie weit die PKK mit ihrem Friedensangebot gehen wird“, sagt Nahostexperte Walter Posch von der Landesverteidigungsakademie des Österreichischen Bundesheeres. „Er möchte seinen Ruf als Erlöser, der über der Parteipolitik steht, nicht verlieren.“

Raphael  Bossniak

Raphael Bossniak

seit Juli 2025 im Außenpolitik-Ressort. Davor freier Journalist für APA, Kurier und die deutsche Nahostfachzeitschrift zenith. Interessiert an Nahost, Kaukasus und Osteuropa.