Diese am 13. April 2023 erstellte Fotoillustration zeigt den Verdächtigen, den Nationalgardisten Jack Teixeira, der sich in einem Bild des Pentagon in Washington, DC, spiegelt. FBI-Agenten haben am Donnerstag einen jungen Nationalgardisten verhaftet, der im Verdacht steht, hinter einem großen Leck von sensiblen US-Regierungsgeheimnissen zu stecken - unter anderem über den Ukraine-Krieg. US-Justizminister Merrick Garland gab die Verhaftung bekannt, die "im Zusammenhang mit einer Untersuchung über die mutmaßliche unbefugte Entfernung, Aufbewahrung und Weitergabe von geheimen Informationen der nationalen Verteidigung" erfolgte.
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USA-Datenleak: 21-jähriger US-Militär-Mitarbeiter festgenommen

Mitarbeiter der Nationalgarde Jack T. soll brisante Unterlagen mit Chat-Gruppe geteilt und Fotos von Dokumenten hochgeladen haben. Einige Fragen und Antworten.

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Was weiß man über den Verdächtigten?
Jack T., 21 Jahre alt, sei Angehöriger der Nationalgarde und steht unter Verdacht, Geheimdokumente in einer Chat-Gruppe auf Discord geteilt zu haben, einer beliebten Austauschplattform unter Videospieler:innen, in der 20 bis 30 Personen sich über Waffen, rassistische Memes und Computerspiele austauschten. Dort sollen die Dokumente zuerst verbreitet worden sein. Die Bundespolizei FBI nahm den Mitarbeiter des US-Militärs im Bundesstaat Massachusetts am Donnerstag (Ortszeit) fest. Der Mann sei in Verbindung mit der "unbefugten Entfernung, Aufbewahrung und Übermittlung von Verschlusssachen" in Gewahrsam genommen worden, sagte US-Justizminister Merrick Garland in Washington.
Wann wurde das Datenleck bekannt?
Obwohl die Unterlagen bereits seit Wochen im Internet kursieren, hatten US-Medien kurz vor Ostern über das Leck berichtet. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erfuhr nach eigenen Angaben erst zu diesem Zeitpunkt, also erst etwa vor einer Woche vom kursierenden Material, das Informationen zu Waffenlieferungen, Einschätzungen zum Kriegsgeschehen, aber auch Details zu angeblichen Spähaktionen der USA gegen Partner beinhalten würde. Unklar ist, was davon authentisch ist und was möglicherweise bearbeitet worden sein könnte. 
Welche Intention steckt dahinter?
Über die Motivation gibt es noch kein klares Bild, auch der Justizminister nannte keine Details. Feindselig gegenüber der US-Regierung sei "OG" trotz seiner düsteren Ansichten nicht gewesen, schrieb die "Washington Post" unter Berufung auf Menschen aus seinem Umfeld. Er sei nach Überzeugung der Chat-Nutzer auch kein russischer oder ukrainischer Agent gewesen. Ein Sprecher des Pentagon bezeichnete die Veröffentlichung von Verschlusssachen als "vorsätzlich kriminelle Handlung".
Wie kam Jack T. zu den Informationen und wie gelangten sie ins Netz?

Die "Washington Post" legte kurz vor der Festnahme bereits umfangreiche Details über den mutmaßlichen Maulwurf offen, den manche "OG" nannten. "OG" wurde dort beschrieben als charismatischer Waffennarr mit düsteren Ansichten über die US-Regierung, die Geheimdienste und die Strafverfolgungsbehörden. Er habe der Gruppe erzählt, dass er auf einem Militärstützpunkt, wo er arbeitete, an die Dokumente gelangt sei. Dort habe "OG" laut eigener Darstellung Teile des Tages in einer abgesicherten Einrichtung verbracht, in der Mobiltelefone und andere elektronische Geräte verboten gewesen seien, mit denen Fotos oder Videos gemacht werden können. Daher habe er die Dokumente zunächst abgeschrieben. Über den gesamten Winter habe er so in der Gruppe seine Posts abgesetzt. Ihm sei es wohl darum gegangen, "vor seinen Freunden zu prahlen", aber auch darum, sie zu informieren, sagte ein Mitglied der Gruppe. Als sich das Abschreiben als zu mühsam erwies, begann er laut der Zeitung, Bilder zuvor ausgedruckter Papiere zu posten - und ging dabei offensichtlich auch ein großes Risiko ein, ertappt zu werden, weil solche Bilder Fahndern Hinweise gaben. Mitte März habe "OG" aufgehört, Dokumente mit der Chat-Gruppe zu teilen, schrieb die "Washington Post" weiter. Grund war demnach, dass jemand aus dem Kreis - dem auch Nutzer aus Russland und der Ukraine angehört haben sollen -, Ende Februar Unterlagen in einer anderen Gruppe gepostet und somit die abgesprochene Geheimhaltung gebrochen hatte. Anfang April, kurz bevor die "New York Times" über das Leck berichtete, habe "OG" verzweifelt gewirkt. "Er sagte, es sei etwas passiert und er bete zu Gott, dass dieses Ereignis nicht eintrete", zitierte die Zeitung ein minderjähriges Mitglied der Gruppe.

Elena Crisan

Elena Crisan

Wenn sie nicht gerade für den Newsletter "Ballhausplatz" mit Politiker:innen chattet, schreibt sie im Online-Ressort über Wirtschaft und Politik.