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Wegen des enormen Energieverbrauchs von Bitcoin stellt sich die Frage: Was bedeuten Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie für den Klimaschutz?

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Österreich, Israel oder Belgien – Bitcoin verbraucht mehr Energie als ganze Länder: Beim Mining, also beim Schürfen dieser Kryptowährung, laufen die Stromzähler heiß. Und der Großteil der Rechner und Server, mit denen Bitcoin erzeugt werden, steht in China, wo nicht nur Wasserkraftwerke, sondern eben auch Kohlekraftwerke eingesetzt werden. Die dadurch drohende Gefährdung des Erreichens der nationalen Klimaziele war sogar einer der Gründe für dessen Verbot in China, erläutert Alfred Taudes, Vorstand des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie der WU Wien und wissenschaftlicher Leiter des Austrian Blockchain Centers. Man werde sehen, ob die damit verbundene Migration der Miner an andere Standorte sowie Initiativen wie das Bitcoin Mining Council zu Verbesserungen führen. Taudes: „Eine komplette Abkehr vom derzeitigen Proof-of-Work-Verfahren ist allerdings nicht absehbar.“

Bitcoin als potenzieller Klimakiller – das wirft einen Schatten auf Kryptowährungen (treffender als Kryptoassets bezeichnet) und die Blockchain-Technologie. Dabei steigt das Interesse an Bitcoin und Co. auch in Österreich: Beim Grazer Kryptobroker Coinfinity sieht man seit Jahresbeginn einen verstärkten Zulauf an Kunden, die vor allem auf eine langfristige Veranlagungsstrategie vertrauen. Die Klimadebatte beeinflusst nun aber den Kurs von Bitcoin und schürt Zweifel. Dabei betrifft besagtes Energieproblem vor allem Bitcoin: „Andere Kryptoassets und geschlossene Blockchains, die nur Mitgliedern zugänglich sind und in Lieferketten, Energiegemeinschaften oder Bankennetzwerken verwendet werden, verwenden von Haus aus weniger energieintensive Methoden, um die Konsistenz zu sichern“, sagt Taudes. So werde Ethereum, die zweitwichtigste öffentliche Blockchain, in den kommenden Monaten auf einen neuen Mechanismus umstellen, der den Energieverbrauch drastisch senkt.

Und Kryptowährungen sind ja nur eine Anwendung der Blockchain-Technologie, die unter anderem im Energiesektor für einen Ausbau der dezentralen Erzeugung und Versorgung dienen kann. Ein Beispiel ist ein Projekt in der Steiermark: Bei Blockchain Grid soll untersucht werden, wie dezentral erzeugter Strom den Kunden zur Verfügung gestellt werden kann, erklärt Martin Graf, Vorstandsdirektor der Energie Steiermark: „Der eine produziert Strom, der andere kann ihn abnehmen.“ Bei dem Projekt, das gemeinsam mit Siemens, AIT und Energie Burgenland durchgeführt wird, kommt eine geschlossene Blockchain zur Anwendung. „Die Abwicklung läuft sicher über einen Smart Contract, der die Spielregeln in der Gemeinschaft vorgibt.“ Der Hintergrund: Die Energieerzeugung aus Photovoltaik geschieht oft zu Zeiten, wo man sie nicht braucht; die wirtschaftlich beste Ausnutzung ist aber eine möglichst hohe Eigennutzung. „Dazu kommt, dass wir unser Stromnetz optimieren können. Wir können also möglichst viel dezentralen Strom nutzen und erfahren außerdem viel mehr über das Netz“, sagt Graf. 

Immer mehr Unternehmen achten auf Klimaziele.

Alfred Taudes, TU Wien

Hintergrund ist auch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, das Energiegemeinschaften forciert. Konkret wurde Blockchain Grid in Heimschuh bei Leibnitz ausprobiert und hat sich bewährt. „Die Blockchain kann eine Grundlage für Veränderungen am Energiemarkt sein, weil sie einen großen Vorteil bringt: Sie ist praktisch unveränderbar“, erläutert Graf. Bei den Kunden gibt es zwar gewisse Vorurteile, weil das spekulative Element von Kryptowährungen oft mit der Blockchain gleichgesetzt wird – doch diese bringe Transparenz über alle Vorgänge und biete Teilnehmern Sicherheit. Der Energiemarkt werde sich wegen der europarechtlichen Vorgaben ändern müssen. Graf: „Wir werden ein dezentrales und erneuerbares Energiesystem haben.“ Und da kommt eben die Blockchain ins Spiel.

Eine ganz neue Art der Ökonomie.

Thomas Fürstner, Riddle & Code

Mit einem Einsatz in diesem Bereich beschäftigt sich auch das junge Wiener Unternehmen Riddle & Code, das sich der Verbindung von Blockchain mit der physischen Welt widmet – dazu werden sogenannte Krypto-Acceleratoren verwendet, die einem Objekt eine eindeutige Identität geben. Anwendung findet das unter anderem in der Finanz-, Automobil-, Energie- und Stahlindustrie. Riddle-&-Code-Gründer Thomas Fürstner: „In Gesprächen mit Wien Energie haben wir erkannt, dass wir Strom ein Mascherl geben können.“ Dazu wird spezielle Hardware verbaut, die den Durchfluss misst und mit der die Daten analysiert werden. Rund um diese Möglichkeiten werden neue Geschäftsmodelle aufgebaut, etwa die Teilhabe an Anlagen – Investoren erhalten eine bestimmte Anzahl sogenannter Tokens, die sie dann etwa für das Bezahlen der Stromrechnung verwenden können. Das zeige, dass die Blockchain einen klaren Nutzen schafft, sagt Fürstner: „Der Strommarkt verändert sich, wird dezentraler – über immer mehr Solaranlagen und die Möglichkeit, Strom über große Distanzen zu transportieren.“ Mit der Blockchain kann man das sauber dokumentieren. „Das ist eine ganz neue Art der Ökonomie“, so Fürstner.

Energieverbrauch und Klimabilanz von Kryptoassets sowie der Blockchain bleiben aber weiterhin im Fokus. „Denn nicht nur Länder haben Klimaziele, auch immer mehr Unternehmen achten darauf“, sagt Alfred Taudes. Das Kriterium sei etwa relevant, wenn ein Fonds überlegt, ob Bitcoin ins Portfolio aufgenommen werden soll, oder wenn ein Unternehmen darüber nachdenkt, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Die Blockchain könne generell etwas zum Klimaschutz beitragen, sagt Fürstner: „Einsatzmöglichkeiten sehe ich in allen Industrien, in denen es um den Carbon Footprint geht und grüner Strom eingekauft wird.“ Man könne damit etwa auch den Handel mit Carbon-Zertifikaten automatisieren.