Also in Wien müsste man mal ... wieder zum Inder

Bobollywood-Küche in Wien: Nam Nam und Indus

Eatdrink. Bobollywood-Küche

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Die langgedienten Kolleginnen und Kollegen werden sich noch erinnern an die Zeiten, in denen das profil in der Marc-Aurel-Straße residierte. Diejenigen, die damals das hintere Stiegenhaus benutzten, verfügen seither auch über einen Trigger, der sie an jene Tage erinnert; eigentlich sind es zwei: der satte, schwüle Geruch indischer Gewürze, der aus den Ritzen einer Tür im ersten Stock drang, Currymischungen, Garam Masala, Zimt, Kardamom; und der Soundtrack dazu: Klangkaskaden indischer Glockenspiele und Sitar-Akkorde. Kitsch also as Kitsch can, die Einrichtung schien von einer Firma zu stammen, die mindestens Taj Mahal Tourist Furniture Inc. geheißen haben muss. Und das Essen? Nun ja, scharf … Dafür hat das - immer noch existierende - Restaurant einen Namen, der es als Juwel ausweist: Kohinoor. Nun gut, indisches Restaurant-Urgestein in Wien ist es allemal. Zu einem Besuch bei einem Wiener Inder in den 1980er- und 1990er-Jahren gehörte allerdings auch der Satz: Also in London müsste man mal die ganzen Inder ausprobieren! Das war durchaus eine die Wiener Inder bewertende Aussage.

Jahre sind ins Land gezogen und mit ihnen Container voller ausgedienter Gebrauchtmöbel vom Subkontinent, die man hierzulande zu immer erstaunlicheren Preisen verklopfen konnte. Mit dem Ethno-Boom wandelte sich auch der Zugang zur indischen Küche, es gab auf einmal wichtige Gewürzmischungen zu kaufen, und in meine Alltagsküche zog das hier schon gepriesene Murgh Makhani ein, das erfreulich einfach herzustellende, aber faszinierend nach Indien schmeckende Butterhuhn (für das Rezept einfach Butterhuhn und eatdrink googeln).

Nam Nam und Indus
Auch die Restaurants änderten sich. Cooler Beton, bunte Sitzmöbel und indisches Folklore-Mobiliar nur noch in stimmigen, homöopathischen Dosen - das war "Indus“, der erste Designer-Inder in der Wiener Radetzkystraße. Und vor ein paar Jahren setzte sich "Nam Nam der Inder“ ins Herz von Bobostan zwischen Gumpendorfer und Mariahilfer Straße. "Nam Nam“ hat eine gewaltige Bar aus indischen Möbelteilen, einen frisch-hellen Schiffsboden, viele verschiedene Stühle, viele verschiedene Lampenfarben, an die Wand gemalte Hinweisschilder von Tex Rubinowitz und eine beeindruckend scharfe Chilisauce zum Gedeck.

Was die Küche betrifft: Ich würde sie gerne aus "Indus“ und "Nam Nam“ zusammenpuzzeln. Von Ersterem käme das Gedeck in veritabler Also-in-London-müsste-man-mal-Qualität, bestehend aus dem Gewürzjoghurt Raita, den knusprigen Linsenfladen Papadam, den Chutneys und dem Achaar, höllisch scharfen Pickles aus Gemüse und Tropenfrüchten.

Dann würde ich zur Speisekarte des "Nam Nam“ wechseln, leuchtend rote, hübsch saftige Chicken-Tikka-Stücke naschen, von frittierten Pakora-Fladen aus Gemüse und mit Erbsen und Erdäpfeln gefüllten, knusprig gebackenen Samosas abbeißen und ein Lamm-Madras, auf der Karte mit einer Flamme für die Schärfe gekennzeichnet, mit zwei Flammen ordern; ich halte das schon aus. Vor allem jetzt in der großen Kälte. Nur das Butterhuhn, das bleibt da wie dort tabu - das lasse ich mir nicht von indischen Küchenprofis übertrumpfen; das bleibt mein geliebtes kleines Haus-Murgh.

Nam Nam
Webgasse 3, 1060 Wien
Tel.: 01/595 61 27
Mo geschlossen
www.nam-nam.at
Hauptgerichte: 8,90 bis 14,90 Euro

Indus
Radetzkystraße 20, 1030 Wien
Tel.: 01/713 43 44
www.restaurantindus.at
Hauptgerichte: 7,50 bis 14,50 Euro

[email protected]