Ingrid Brodnig

#brodnig: Es tut mir wirklich leid!

Zwei Fragen zur E-Mail-Etikette: Wann ist es zu spät, auf ein E-Mail zu antworten? Wann wird eine verspätete Antwort peinlich?

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Vielleicht kennen Sie das: Man bekommt ein interessantes oder freundliches E-Mail, kommt aber nicht dazu, prompt zu antworten. Dann vergehen Tage, Wochen, vielleicht sogar Monate - und irgendwann fällt einem dieses E-Mail ein. Ich bin oft sehr langsam beim Beantworten meiner E-Mails, Facebook-Nachrichten, WhatsApp-Messages und frage mich: Wann ist es zu spät für eine Antwort? Ist es nach drei Monaten peinlicher, gar nicht mehr zurückzuschreiben oder sich für die Verspätung zu entschuldigen?

Die gute Nachricht ist: Es gibt ein paar Tipps, wie man mit solchen unangenehmen Situationen umgehen kann. Auf Twitter habe ich gefragt, wann die Userinnen und User es zu spät finden, noch auf eine Nachricht zu antworten.

Die meisten meinten, es sei nie zu spät. Besser mit Verzögerung als gar nicht antworten. Schön fand ich den Tweet der Userin @gudroot: "Zu spät ist eine Gratulation zur Hochzeit, wenn inzwischen die Scheidung eingereicht ist oder das Neugeborene nächstes Jahr Matura macht. Alles andere ist verzeihlich. Sagt eine notorische zu-spät-bis-garnicht-Antworterin." Das finde ich eine hilfreiche Faustregel.

Wichtig: Wenn man schon spät antwortet, ist eine Entschuldigung natürlich sinnvoll. Armin Wolf etwa verwendet den Satz: "Ich bitte um Entschuldigung für die sehr späte Antwort, aber Ihr Email ist mir irgendwie durchgerutscht" Und der User @PaulEberstaller verweist auf den "Email Debt Forgiveness Day", der jedes Jahr am 31. Juli stattfindet. Die Idee ist: Wenn man schon lange die Beantwortung vor sich herschiebt, kann man am 31. Juli dieses E-Mail endlich senden - inklusive Hinweis auf die Website emaildebtforgiveness.me. Diese erklärt, dass der 31. Juli jener Tag im Jahr ist, an dem man längst überfällige Antworten endlich absendet - und um Verzeihung bitten. Ich versuche auch selbst, nachsichtig zu sein, wenn mir Leute keine oder eine späte Antwort senden: E-Mails sind schnell abgeschickt, aber man macht damit dem Gegenüber auch Arbeit. Die heutige Berufsrealität sieht so aus, dass viele von uns in Arbeit untergehen - da ist es keine böse Absicht oder fehlendes Interesse, wenn etwas unbeantwortet bleibt, sondern leider auch fehlende Zeit.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.