Drei Gänge mit … Vea Kaiser
Vea Kaiser ist gerade voll im Training. Vier Mal die Woche quält sie sich: Gewichte, Kraft, Ausdauer, das volle Programm. Im Herbst muss sie fit wie ein Turnschuh sein, sagt sie, vielleicht sogar noch fitter, denn dann geht sie auf Tournee, und dafür braucht sie einen Körper, der alle Strapazen aushält. Wir sitzen im Garten des Ristorante Rossini in der Schönlaterngasse in der Wiener Innenstadt. Der Garten ist voll, und es ist ziemlich windig, deswegen bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich richtig gehört habe. Als Tourvorbereitung geht Vea Kaiser pumpen?
Wenn im Oktober „Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels“ erscheint, dann ist das für Kaiser nicht einfach nur ihr vierter Roman oder Business as usual, sondern auch eine Art Neuanfang mit möglicherweise ungewissem Ausgang.
Klar gab es Zeiten, in denen sie ein Popstar war, aber ein Popstar unter den Schriftstellerinnen – und dass man besondere Kraft und Grundlagenausdauer braucht, um ein Buch zu heben, wäre mir neu. Doch Kaiser nickt, ich habe sie richtig verstanden. Eine Lesereise ist anstrengend, sagt sie: „Wenn man lang unterwegs ist, dann hat man einen großen Koffer, den muss man allein schleppen, weil einem ja niemand mehr dabei hilft. Die Jungen trauen sich nicht, und die Älteren, also die, die wissen, was sich gehört, können es nicht mehr.“ Dazu kommt, dass Schriftsteller selten im lokalen Hilton untergebracht werden, sondern eher im Gasthof Post, und das wiederum heißt: schmale Betten, steile Stiegen. Und das schlaucht.
Ich bin eine bessere Schriftstellerin geworden.
Sechs Jahre ist es her, dass Kaiser ihren letzten Roman auf den Markt gebracht hat. Im deutschsprachigen Literaturbetrieb, in dem die erfolgreichen Mainstreamautoren fast jährlich neue Bücher auf den Markt werfen, ist das eine unglaublich lange Zeit. Wenn im Oktober „Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels“ erscheint, dann ist das für Kaiser nicht einfach nur ihr vierter Roman oder Business as usual, sondern auch eine Art Neuanfang mit möglicherweise ungewissem Ausgang. „Auf der Straße erkennt mich jedenfalls niemand mehr“, sagt Kaiser, die Popstar-Zeiten sind also endgültig vorbei.
„Wir gehen ins Rossini“, hatte Kaiser ohne Zögern gesagt, und als jemand, der in den späten 1990er-Jahren schon ins Kino gehen durfte, dachte ich zunächst, dass das eine besonders originelle (und auch ein bisschen selbstreferenzielle) Lokalwahl ist: „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ ist ein sehr lustiger Film von Helmut Dietl.