Wer ist Mark Zuckerberg?

Facebook-Datenskandal: Wer ist Mark Zuckerberg?

Facebook-Chef Mark Zuckerberg will Menschen weltweit miteinander vernetzen. Über den 33-jährigen ehemaligen Harvard-Studenten ist dafür reichlich wenig bekannt.

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„Würden Sie uns Ihr Hotel verraten?“, fragte einer der Senatoren einen sichtlich überraschten Mark Zuckerberg, der nach einer kurzen Denkpause nur mit einem lapidaren „Nein“ antworten wollte. Es ist eine der wenigen Momente, in denen sich der Facebook-Gründer während der Kongress-Befragung zum Datenskandal um Cambridge Analytica aus der Reserve locken ließ. Über weite Strecken wirkte Zuckerberg wie der Sieger des Hearings, obwohl er eigentlich nur verlieren konnte. Das liegt einerseits daran, dass keiner der anwesenden Politiker dem ehemaligen Internet-Wunderkind thematisch das Wasser reichen konnte, andererseits an der beschwichtigenden Taktik von Facebook. Natürlich hätte Zuckerberg und Facebook Fehler gemacht; selbstverständlich habe man Konsequenzen gezogen und interne Untersuchungen eingeleitet. Und natürlich war man lange Zeit blauäugig und habe sich auf „all das Gute“ konzentriert, was das soziale Netzwerk weltweit hervorgebracht hätte.

Wenn Mark Zuckerberg über sein soziales Netzwerk redet, spricht er nicht selten von einer Vision. Alle Lebenssituationen soll eine Facebook-Schicht durchdingen: „Wir sind ein idealistisches und optimistisches Unternehmen“, sagte Zuckerberg kürzlich, nachdem klar wurde, dass das britische Unternehmen Cambridge-Analytica mit unlauter abgesaugten Nutzerdaten gearbeitet hatte. Die Daten von rund 87 Millionen Facebook-Usern (davon 33.500 Österreicher) wurden dabei in detailliert psychologische Diagramme und Zielgruppen aufgearbeitet. Die Ergebnisse wurden dann weiterverkauft, unter anderem an das Wahlkampfteam von Donald Trump und an die Brexit-Befürworter rund um Boris Johnson. Wie und ob das die User beeinflusst hat, kann man noch nicht sagen. Ausschließen sollte man es aber nicht.

"Bewege dich schnell"

Über 2,2 Milliarden Menschen nutzen das Netzwerk heute regelmäßig. Bei einer Weltbevölkerung von über 7,5 Milliarden eine beeindruckende Zahl. Beeindruckend scheint hier auch, dass Zuckerberg den größten sozialen Online-Dienst vor 14 Jahren in seiner Studentenbude an der Elite-Universität Harvard gegründet hat. Er war damals gerade mal 19 Jahre alt, ein blasser dünner Junge mit Sommersprossen und Kapuzenpulli, der seinem jungen Unternehmen so überschwängliche Motivationssprüche wie „Move fast and break things“ („Bewege dich schnell und breche Dinge auf“) auf die Fahnen schrieb. Schnell wurde aus dem romantischen Studentennetzwerk Facebook das weltgrößte Stammbuch, ein globaler Stammtisch, Videotagebuch, Fotoalbum, Digitalzeitung und Partnervermittlung in einem Datenstream. Das Unternehmen, heute im kalifornischen Silicon Valley beheimatet, musste in den letzten Jahren aber immer häufiger Bekanntschaft mit der dunklen Seite des Netzes machen: Gewaltvideos, unkontrollierte Hasskommentare, Versuche der Wahlmanipulation, „Fake News“ im US-Wahlkampf.

Zuckerberg versucht indes, sein Bild in der Öffentlichkeit sorgfältig zu kultivieren. Vor einigen Monaten gab es immer wieder das Gerücht, er würde sich womöglich als Präsidentschaftskandidat für die US-Wahl 2020 in Stellung bringen. Wofür hätte er sonst eine Tour durch alle 50 US-Staaten unternommen? Abgesehen davon gibt sich der Multimilliardär betont spendabel, unterstützt zusammen mit seiner Frau Priscilla Chan, mit der er seit Studententagen liiert ist, soziale wie gesellschaftliche Projekte und spendet viel Geld an wohltätige Zwecke. Nach der Geburt seiner beiden Töchter begab sich Papa Mark jeweils zwei Monate in Karenz. So weit, so vorbildhaft.

100 Millionen Dollar Vergleich

Ganz so vorbildhaft, wie Zuckerberg die Unternehmensgeschichte gerne darstellt, verliefen zumindest nicht die Gründungstage. Die chaotischen Zeiten wurden im Sorkin-Kinostreifen „The Social Network“ überaus realistisch verewigt. Eine Hauptrolle spielten hier die Zwillinge Tyler und Cameron Winklevoss: Sie werfen Zuckerberg vor, ihnen die Facebook-Idee geklaut zu haben. In einem Vergleich handelten sie mehr als 100 Millionen Dollar aus.

„Done is better than perfect“, „Fertig ist besser als perfekt“, heißt übrigens ein weiterer Motivationsspruch aus der Feder Zuckerbergs. Es ist also noch nicht alles verloren.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.