Fernsehkoch Andi Wojtas neuer Arbeitsplatz: Das „Joseph II“
Andreas Wojta, berühmt geworden als „Andi“ neben „Alex“ (Fankhauser) in der ORF-Show „Frisch gekocht“, arbeitete werktags in so etwas wie einer Kantine – und das klingt despektierlicher, als es gemeint ist: Das Wiener „Minoritenstüberl“ im Unterrichtsministerium war stets mehr als nur das. Wiener Küche, so schmackhaft wie dort, ist durchaus selten zu finden. Dass Andi Wojta also nicht nur Schmäh, sondern auch den Kochlöffel führen kann, ist keine neue Erkenntnis.
Anfang Februar war die Erfolgsgeschichte dann aber zu Ende: Wegen einer Grundsanierung des gesamten Gebäudes kam das Aus für das „Minoritenstüberl“. Und als wäre das allein nicht schon schrecklich genug gewesen, nahm Herr Wojta dann auch noch an der ORF-Sendung „Dancing Stars“ teil – und war tatsächlich länger dabei, als das so mancher Heimlichschauer angenommen hätte. Jetzt hat er im Schönbrunner Schlossrestaurant „Joseph II“ sein neues Kochleben begonnen – und präsentiert dort ein „Signature-Menü by Andi Wojta“ um 60,70 Euro.
Es besteht aus drei Gängen und beginnt mit hausgemachten Grammelknöderln auf Sauerkraut (Bild ganz oben). Das Kraut ist zwar noch leicht säuerlich, marschiert aber in der Grundausrichtung eindeutig in zuckrige Gefilde. Es ist sehr sämig, fast schon cremig geworden. Der Erdäpfelteig hat Biss, und die Grammelfülle knackt so sehr im Mund, dass es eine einzige Freude ist.
Der Erdapfel kommt dann gleich noch einmal zum Zug, jetzt als Beilage zur Rindsroulade (Bild oben): Relativ viel Erdäpfelpüree breitet sich da neben dem zarten Fleisch aus. Das Püree ist cremig (und leider auch ein bisschen mehlig im Geschmack); die Füllung der Roulade verzichtet auf Abenteuer mit hartgekochten Eiern und konzentriert sich stattdessen auf das Wesentliche: Speck, Essiggurken und Senf. Dazu kommt noch eine Sauce, die kein Geheimnis aus ihrer Hauptzutat Zwiebel macht.
Das Menü endet dann mit einer flaumig-perfekten, mit Marillenmarmelade gefüllten Buchtel (Bild unten). Die Vanillesauce wird eine Spur zu schnell zu Pudding, ihr Rumaroma ist von der unaufdringlichen Sorte.
Das war’s dann auch schon wieder mit dem „Signature“-Menü. Hier weiß jemand genau, was er tut – Wojta schüttelt Essen wie dieses aus dem Ärmel. Doch für ein „Signature“-Menü ist das halt schon auch ein bisschen zu sehr Fingerübung. In der Rückschau wirken die drei Gänge in Summe ein wenig zu mächtig. Zwei Knödel mit sehr viel Kraut, die Rindsroulade mit Erdäpfelpüree bis zum Maximum aufgepumpt – man könnte die Portionen minimal zurückfahren und dafür ein paar Euro weniger abbuchen. Klar ist aber auch: Wer glaubt, hier in Schönbrunn preiswert speisen zu können, hat sich im Schloss geirrt.
Abseits des Wojta-Menüs kommt Solides, wenn auch nicht per se Spektakuläres aus der Küche: Das gebeizte Lachsfilet auf Zitronen-Honig-Senfsauce macht nicht viel falsch – es kann dabei aber auch nicht viel schiefgehen. Zu viel Sauce trifft auf mit Dill bearbeiteten Lachs. Ein schönes Detail fügt man dieser 08/15-Kombination aber doch hinzu: Das Toastbrot ist hausgemacht.
Beim dünn plattierten und blasen-schlagenden Kalbswiener (Bild oben) bedient man sich eines Tricks, der in letzter Zeit zu häufig angewendet wird: Die Beilage wird extra verrechnet, die Bepreisung der Hauptspeise tut aber so, als wäre sie inkludiert. Ganz ehrlich: Bei einem Kalbs-Wiener um 26,90 Euro darf der Erdäpfelsalat schon dabei sein. Der kostet 5,90 Euro und ist ein bisschen zu stark gepfeffert.
Alles, was aus der Küche des „Joseph II“ kam, war sehr gut, das Lokal selbst ist nicht annähernd so gemütlich, wie es das „Minoritenstüberl“ war. Es ist, der Lage entsprechend, auf Touristen ausgelegt und hat einen dezenten Hang zum Wannabe-Schick. Das Service war zwar nett, aber arbeitete nicht besonders effizient. Nachdem mehrere Mitarbeiter mindestens fünf Mal leer an uns vorübergegangen waren, doch kein Einziger auf die Idee kam, uns vom Leergut zu befreien, habe ich das Mitzählen beendet. Der Grund aber, warum man neuerdings doch mit einem Augerl ins „Joseph II“ schauen sollte, der überzeugt.
Stimmung: Dresscode Bauchtasche
Empfehlung: Nicht nur Wojta-Fans sollten einen Besuch wagen
Preisverhältnis: Andi-Wojta- Signature-Menü: 60,70 Euro, Vorspeisen: 14–24 Euro, Hauptspeisen: 17–31 Euro, Desserts: 8–14 Euro
Joseph II
Schönbrunner Schlossstraße 47
1130 Wien
restaurant-schoenbrunn.at