Musik

„Ich muss siegen“: So klingt der neue Song von Ex-Politiker Strolz

Was hat er jetzt schon wieder gemacht? Ex-Neos-Klubobmann und Life Coach Matthias Strolz fantasiert von Krieg und Frieden.

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Diese Therapiesitzung beginnt mit einer Triggerwarnung. Auf der Couch: Schauspieler Philipp Hochmair (zuletzt zu sehen in der Krimireihe „Blind ermittelt“) als hochdekorierter Militär, immer wieder ruft er dramatisch „Ich muss siegen!“. Er fanatisiert sich in einer Krieg- und Männererzählung, während ihm Matthias Strolz als Therapeut eher phlegmatisch zuhört um dann schließlich, nachdem Hochmair in seiner Fantasie von seinen Generälen ermordet wurde, nur eine geköpfte Katze anstatt einer Diagnose in sein Notizbuch zu zeichnen.

Man wird hier, ob man will oder nicht, an die Fotos und kurzen Videoaufnahmen erinnert, die der Kreml seit Kriegsbeginn in der Ukraine vom russischen Machthaber Wladimir Putin veröffentlicht; ein Mann, der sich in seiner eigenen Welt verloren hat und immer mehr die Kontrolle über das (Kriegs-)Geschehen und seine Untertanen verliert und das mantraartige „Ich muss siegen“ zur Lebenslüge wird. 

Soweit die visuelle Begleitung zum neuesten Lied des ehemaligen Neos-Klubobmanns und heutigen Unternehmers, Buchautors („Gespräche mit einem Baum“) und Life Coaches Strolz. Der 49-Jährige hatte sich bereits zu Silvester mit einem Video aus dem indischen Goa gemeldet und sein Musikprojekt angekündigt; Herbst-Tournee und „kreativer Ausbruch“ inklusive. Der Ex-Politiker damals: „We’re gonna have a universal message there.“

Und wie hört sich diese universal message nun an? Strolz spricht in seinem üblichen, fast Poetry-Slam-artigen Rap-Duktus zu einem Sound, der Anleihen bei der Berliner Rockband Rammstein sucht. Und das funktioniert gar nicht so schlecht, martialischer Ohrwurm inklusive. 

An Strolz Seite ist auch bei dieser Produktion der Satire-Musiker Kurt Razelli, der auf YouTube damit bekannt wurde, Reden von Politiker:innen zu Songs zu verarbeiten. Die häufig sehr blumigen Reden des Ex-Neos-Chefs eigneten sich dafür fast zu gut, und auch Strolz schien angetan von seinen Rede-Remixen. Immerhin hat das Duo schon im Jahr 2018 mit „Lost in Space“ ein gemeinsames Album veröffentlicht. Der Titel war freilich wieder geborgt aus einer Strolz-Rede im Nationalrat, in der Strolz anlässlich eines Besuchs des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon der Menschheit (die er als „Insekten“ beschreibt) attestierte, „lost in time“ und „lost in space“ zu sein. 

Auf dem neuen Album „Back to Earth“, das Strolz und und Razelli Anfang September veröffentlichen wollen, geht es aber um eine „Eskalation der Liebe“, wie die beiden im Pressetext zur ersten Single schreiben: „Es sind musikalische Vitamin-Shots in verrückten Zeiten.“ Also alles sehr bodenständig. 

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.