Foda-Nachfolge

Rangnick neuer Nationaltrainer: Die Teamchef-Revolution beim ÖFB

Der Rambazamba-Fußball-Entwickler Ralf Rangnick kommt. Der Verband stellt nun seine eigene These, wonach dieser Stil bei der Nationalmannschaft nicht möglich sei, auf die Probe.

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Der neue Teamchef ist eine klare Antwort auf den alten. Ralf Rangnick, 63, ist die Antithese zu Franco Foda, der unter heftiger Kritik aus dem Amt schied. Rangnick verabscheut vorsichtigen Fußball, stattdessen will er seine Spieler stürmen sehen – am besten überfallsartig. Der Deutsche und das ÖFB-Nationalteam sei ein „perfect match“ für eine „hochveranlagte Mannschaft“, betonte Oliver Mintzlaff, Manager bei RB Leipzig.

Rangnick gilt als Taktik-Genie, der seit Jahrzehnten Rambazamba-Fußball entwickelt. Also genau jenen Fußballstil, der fast allen heimischen Teamspielern in den Genen liegt – aber bislang nur wohldosiert zum Einsatz kommen durfte. Ein bisschen Pressing sei „wie ein bisschen schwanger. Entweder spielst du Pressing, oder du lässt es bleiben“, betonte er zuletzt. Bislang hieß es beim ÖFB: Extremes Pressing sei bei der Nationalmannschaft nicht umzusetzen. Nun stellt der Verband seine eigene These auf die Probe.

Als Kreativdirektor in Hoffenheim, Leipzig und Salzburg hatte Rangnick mit überfallsartigem Fußball Erfolg. Er kennt viele heimische Kicker, hat manche von ihnen aufgezogen – und weiß, dass sein Spielstil hier passen würde. Als Trainer von Manchester United ist er derzeit nicht glücklich. Er hat zwar Weltstars wie Cristiano Ronaldo oder Paul Pogba in seinen Reihen, doch die spielen nicht nach Rangnicks Vorstellung. „Du musst wissen, was für eine Art von Fußball du spielen willst, dann kannst du gezielt nach Spielern suchen, aber das geschieht derzeit nicht“, kritisierte er zuletzt das fehlende Konzept seines Klubs, dem er als Berater erhalten bleiben soll (was dem ÖFB das Engagement kostengünstiger macht).

Laut profil-Informationen hat der ÖFB weniger geworben, Rangnick sich durchaus angeboten.

„Es hat sich eine Möglichkeit aufgetan, die ich am Anfang gar nicht gesehen hätte“, erklärte Sportdirektor Peter Schöttel bei einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag. Anfangs hatte er Rangnick nicht auf dem Zettel, versuchte dann aber doch ein loses Telefonat, „ohne zu glauben, dass das wahnsinnig interessant sein könnte für ihn. Da habe ich mich richtig getäuscht.“

Rangnick eilt der Ruf eines manischen Entwicklungshelfers voraus, dem das Herz blutet, wenn mutige Spieler in ein feiges Korsett gezwängt werden. In Österreich sieht er einen Haufen brachliegendes Potential, das er nun erwecken will. Rangnick will nicht bloß Teamchef sein – sondern der Erlöser.